Der 44-Jährige muss sich wegen einer Krebserkrankung operieren lassen. Anschließend folgen Chemotherapie und Strahlenbehandlung.

Barcelona. Die Königsklasse trat für den FC Barcelona in den Hintergrund: Während im schweizerischen Nyon das Champions-League-Achtelfinale ausgelost wurde, waren der Stars der besten Fußball-Mannschaft der Welt um Ausnahmekönner Lionel Messi in Gedanken bei ihrem Trainer Tito Vilanova. Der 44-Jährige kämpft derweil im Krankenhaus Vall d’Hebron - am Stadtrand der katalanischen Metropole - erneut gegen den Krebs und muss sich einer Operation unterziehen.

„Ich komme schon bald zurück, um mit euch zusammen zu sein“, zitierte die Tageszeitung „Sport“ den Fußballlehrer vor der zwingend notwendigen Operation - einen Tag nachdem die niederschmetternden Diagnose ganz Spanien in eine Schockstarre versetzt hatte. „Seine Nachricht an die Spieler: Bleibt ruhig, es ist nicht so schlimm“, schrieb „Marca“.

Dennoch spielte der Fußball bei den sportlich so Unanfechtbaren schlagartig keine Rolle mehr. „Das Wichtigste für den Verein ist die vollständige Genesung von Tito. Er braucht dafür die nötige Ruhe“, sagte Barcelonas Präsident Sandro Rosell: „Wir müssen versuchen, weiterzumachen. Aber völlige Normalität wird es nicht geben.“

Während Vilanova vorerst ausfällt, kehrte Abidal nach einer Lebertransplantation zurück

Rosell berichtete, Vilanova habe „stark“ ausgesehen: „Er hat eine außergewöhnliche mentale Stärke. Die Einzigen, um die er sich Sorgen macht, sind seine Frau, seine Kinder und seine Eltern.“ Nach der Operation wird sich der Nachfolger von Josep Guardiola auf der Bank der Katalanen in den nächsten sechs Wochen einer Chemotherapie und einer Strahlenbehandlung unterziehen müssen. Bis zu seiner fest eingeplanten Rückkehr wird Co-Trainer Jordi Roura für seinen Chef einspringen. „Die Arbeit des Teams liegt in außergewöhnlichen Händen“, sagte Sportdirektor Andoni Zubizarreta mit Blick auf das letzte Spiel des Jahres am Samstag bei Real Valladolid: „Und ich bin sicher, Tito wird uns am Fernseher zusehen.“

Roura hatte bereits am Mittwoch das Mannschaftstraining geleitet. Ein wenig Aufmunterung nach dem Schrecken brachte die Rückkehr des französischen Nationalspielers Eric Abidal nach einem ähnlichen Schicksalsschlag. Der 33-Jährige hatte sich vor 21 Monaten einer Lebertransplantation unterzogen und seitdem für sein Comeback gekämpft.

Vilanova selbst kennt die Situation. Er war bereits am 22. November 2011 wegen eines Tumors in der Ohrspeicheldrüse operiert worden und nur 15 Tage später in den Trainingsbetrieb zurückgekehrt. Damals war das Barca-Eigengewächs noch Co-Trainer von Guardiola, dessen Erbe er im Sommer antrat.

Unterstützung und Genesungswünsche kommen auch vom Rivalen Real Madrid

„Kehr schnell zurück! Kopf hoch, Tito!“, titelte „Mundo Deportivo“ und sprach damit selbst den ärgsten sportlichen Rivalen des Star-Ensembles aus der Seele. „Tito, jeder unterstützt dich in diesem Kampf - mit der Stärke des Fußballs und der Menschen“, schrieb Iker Casillas, Kapitän von Erzrivale Real Madrid, auf seiner Facebook-Seite: „Es ist unmöglich, dass du dieses Spiel verlierst.“

Der Meister hatte am Mittwoch als einer der ersten reagiert und in einer Mitteilung „seine ganze Unterstützung, Liebe und Zuneigung“ ausgedrückt. Auch Tennis-Star Rafael Nadal, Neffe der Barca-Legende Miguel Angel und Real-Fan, twitterte: „Meine ganze Kraft und Unterstützung für Tito Vilanova. Wir sind alle bei Dir.“

Vilanova hatte die Katalanen in dieser Spielzeit zum besten Saisonstart der Vereinsgeschichte geführt - Madrid hat bereits 13 Punkte Rückstand. In der Champions League wurde Barcelona der AC Mailand zugelost - ein Schlagerspiel zwar, am Donnerstag aber eher zweitrangig.