Joakim und Johan Björkman stehen mit den Hockey-Herren des HTHC an der Bundesliga-Spitze

Hamburg. Den Triumphzug ihres Heimatlandes erlebten Joakim und Johan Björkman am vergangenen Sonntag im Internet mit. Per Liveticker verfolgten sie, wie Schweden im Finale der Floorball-Weltmeisterschaft in der Schweiz den Erzrivalen Finnland 11:5 besiegte. Floorball heißt in Schweden Innebandy und ist Nationalsport, die Euphorie der Brüder hielt sich dennoch in Grenzen. Das mag einerseits daran liegen, dass sie grundsätzlich zurückhaltende Menschen sind. Andererseits aber hat es wohl auch damit zu tun, dass sie Hockeyspieler sind und der dem Floorball artverwandte Sport im Norden Europas kaum wahrgenommen wird. Konkurrenzdenken ist also auch mit im Spiel.

Dabei müssen sich die Björkmans, nicht verwandt mit dem bekannten Tennisprofi Jonas, überhaupt nicht verstecken hinter den Erfolgen ihrer Innebandy-Kollegen. Sie sind selbst gute Innebandy-Spieler, haben auch Fußball und Handball ausprobiert, folgten aber letztlich dem Vorbild der Eltern, die beide Hockey-Nationalspieler waren, weil sie Hockey als den komplexesten Sport ansahen. Außerdem haben sie den Sprung in die Bundesliga geschafft, sind derzeit die einzigen Schweden in der stärksten Hockeyliga der Welt. Mit dem Harvestehuder THC gingen sie auf dem Feld als Tabellenführer in die Winterpause, die gleiche Position haben sie nach drei Spielen in der Nordgruppe unter dem Hallendach inne. Mit Siegen beim Großflottbeker THGC (Sonnabend, 14.30 Uhr, Otto-Ernst-Straße) und bei Hannover 78 (Sonntag, 12 Uhr) wollen sie die Führung ausbauen.

Joakim, 23, war im Frühjahr 2009 nach Hamburg gekommen, weil er in der Heimat keine sportliche Perspektive mehr sah. Die schwedische Liga besteht in der Halle aus sieben, im Feld nur aus drei Klubs. Joakim spielte für Partille Göteborg, den besten Klub des Landes, bei dem sein Vater Urban als Trainer arbeitet. Sein Traum war es immer, den Sprung nach Deutschland zu schaffen. Daher fragte er nach einem Hallenturnier, an dem auch der HTHC teilnahm, beim damaligen Trainer Christian "Büdi" Blunck ein Probetraining an. Blunck willigte sofort ein, Joakim Björkman kam - und wusste recht bald, dass er nicht wieder weg wollte.

Er ist ein Arbeitstier im Mittelfeld, einer, der oft nur dann auffällt, wenn er nicht mitspielt. Er brauchte als Hallenspezialist drei Jahre, bis er im Feld den Sprung in die Stammelf schaffte. "Aber er hat nie aufgegeben. Er ist ein unglaublich verlässlicher Typ", sagt Christoph Bechmann. Und er hat auch noch diesen Bruder, den der HTHC-Trainer als "eins der größten Talente, die ich je gesehen habe" bezeichnet.

Johan, 19, war Bechmann im Februar aufgefallen, als er mit Partille im Hallen-Europacupfinale beim Club an der Alster wirbelte. Jetzt folgte er seinem Bruder im Sommer, weil auch ihm, der für Schwedens U21 und ebenfalls schon für die A-Nationalmannschaft spielt, die Perspektive fehlte. Und der Stürmer schlug sofort ein, in der laufenden Hallensaison hat er von den 32 HTHC-Toren exakt ein Viertel erzielt.

"Johan hat einen unglaublichen Torriecher, er braucht manchmal nur eine Chance, um zwei Tore zu machen", sagt der ältere Bruder, der im Gegenzug vom Jüngeren das Kompliment erntet, "auf dem Platz ein Krieger, der am meisten von allen läuft" zu sein. Beide verdienen sich ihren Lebensunterhalt in Hamburg selbst, Joakim arbeitet im Lager von Hansenlogistic, Johan beim Hockey-Fachhandel BHP.

Weil in Joakims Wohngemeinschaft kein Zimmer frei war, lebt Johan bei einer Gastfamilie. Das stört die Brüder nicht, sie sprechen gut Deutsch und können sich überall schnell integrieren. Und sie eint das Ziel, ihren Innebandy-Kollegen nachzueifern. Ein WM-Titel wird es zwar nicht werden, aber die deutsche Meisterschaft mit dem HTHC wäre für sie viel mehr wert.