Ein Kommentar von Achim Leoni

Mit vier Monaten Verspätung erreichte uns in dieser Woche eine Meldung, die mit den Worten beginnt: "Alle deutschen Schwimmer überzeugen." Wäre diese Nachricht schon im August während der Olympischen Spiele verbreitet worden, dann müsste man nicht viele Worte verlieren über Henning Lambertz. Vielmehr würde sich die Frage stellen, ob man nicht auch ohne einen Chef-Bundestrainer ans Ziel kommen kann.

Doch nun belegen gerade die guten Ergebnisse, die in diesen Tagen von der Kurzbahn-WM in Istanbul hereinschwappen, von welch zentraler Bedeutung die Position ist. Die deutschen Schwimmer sind offenbar sehr viel besser als der Ruf, den sie sich durch ihr schwaches Abschneiden in London ruiniert haben. Aber sie verstehen es nicht, ihr Können auszuspielen, wenn es darauf ankommt.

Dieses Dilemma ist nicht erst seit diesem Jahr bekannt. Nur gab es in London anders als noch in Peking 2008 keinen Medaillenglanz, der es hätte überstrahlen können. Lambertz ist auch nicht der erste Bundestrainer, der das Problem zur Chefsache erklärt hat. Sein Vorgänger Dirk Lange biss sich die Zähne aus beim Versuch, die vielen Regionalfürsten auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören.

Auch Lambertz kann nur Erfolg haben, wenn es ihm gelingt, die Kollegen an den Stützpunkten und die Verbandsspitze hinter sich zu bringen. Dafür ist Diplomatie und weniger Despotie gefragt. Lambertz scheint die richtige Persönlichkeit dafür zu haben. Den nötigen langen Atem sollte man von Schwimmern erwarten dürfen.