Femke Stoltenborg fehlt dem Volleyballteam Aurubis seit Saisonstart. Trotzdem bleibt sie gelassen

Hamburg. Alles wird so sein wie immer, wenn sie an diesem Mittwoch in die CU-Arena fährt. Femke Stoltenborg wird ihren Trainingsanzug tragen, der sie als Mitglied der Bundesligamannschaft des Volleyballteams Aurubis ausweist. Aber sie wird ihn nicht ausziehen, um mit dem Team von 20 Uhr an auf dem Feld gegen den kroatischen Meister ZOK Rijeka um den Einzug ins Achtelfinale des Challenge Cups zu kämpfen. Stattdessen wird sie hinter der Bande Platz nehmen, neben Scout Malte Stolley, der die Statistik führt. Sie wird dort sitzen und mitfiebern, aber nicht mitklatschen, denn daran hindert sie diese Verletzung, die auch dafür sorgt, dass sie nicht mitspielen darf.

Femke Stoltenborg, 21, war in diesem Sommer vom Ligakonkurrenten Dresdner SC verpflichtet worden, um die Lücke zu füllen, die Kim Staelens im Zuspiel hinterlassen hatte. Die Zuspielerin ist in jedem Angriff gefragt, sie ist eine der wichtigsten Figuren im Volleyball. Die Tochter von Cheftrainer Jean-Pierre Staelens war ins polnische Breslau gewechselt, und da Aurubis um die deutsche Meisterschaft mitspielen will, musste hochwertiger Ersatz her. Trainer Staelens glaubte, ihn in der aufstrebenden niederländischen Auswahlspielerin Stoltenborg gefunden zu haben.

Am 16. Oktober, dem Dienstag vor dem Bundesliga-Auftaktspiel in Aachen, stürzte Femke Stoltenborg im Training und rutschte so unglücklich gegen den Schuh einer Mitspielerin, dass der kleine Finger der rechten Hand an drei Stellen brach. Die Verletzung musste mit vier Schrauben fixiert werden. Die Ärzte gingen zunächst von sechs Wochen Pause aus. Doch mittlerweile sind acht Wochen vergangen, ohne dass die 1,90 Meter große Athletin ein einziges Mannschaftstraining bestreiten konnte. Mehrere Arztbesuche in der vergangenen Woche führten zu der Erkenntnis, dass die vierte Schraube im Finger noch zu instabil für die Belastung eines Volleyballspiels ist. Frühestens in zwei Wochen darf Stoltenborg mit dem Team trainieren.

Länger hat sie in ihrer jungen Karriere noch nie pausieren müssen. Fitness- und Krafttraining, um ihren Körper in Form zu halten, absolviert sie zwar seit sechs Wochen, und an das Zuschauen hat sie sich auch gewöhnt, obwohl es von Spiel zu Spiel schwieriger wird. "Am Anfang hatte ich Schmerzen und wusste, dass ich nichts machen darf. Aber jetzt, da ich mich gut fühle, ist es manchmal sehr hart, nicht eingreifen zu dürfen", sagt sie. Es helfe ihr jedoch, nah bei der Mannschaft zu sein; nicht nur, weil die Kolleginnen und der Trainer sie immer wieder aufbauen, sondern auch, weil sie "wissen möchte, wie die Mannschaft sich fühlt, damit ich nicht allzu fremd bin, wenn ich wieder mitmachen darf", sagt sie.

Im Training kann sie immerhin ein paar Bälle holen oder leichte Übungen mitmachen. Aber dabei wird ihr regelmäßig bewusst, dass auch die Mannschaft unter ihrer Abwesenheit leidet. "Es ist blöd, wenn man im Training nie richtige Spiele machen kann, weil die zweite Zuspielerin fehlt", sagt sie. Vor Mareike Hindriksen, die seit Saisonbeginn als alleinige Zuspielerin fungiert, hat sie größten Respekt. "Es ist sehr hart, wenn man weiß, dass man immer gut sein muss, weil niemand zum Wechseln da ist", sagt sie.

Wenn die schlechte Laune zu groß wird, fährt Femke Stoltenborg mal in die Heimat, um abzuschalten. Oder sie redet viel mit Paulina Brys. Ihre Teamkollegin ist ebenfalls in der Reha, muss nach ihrer Schulteroperation aber noch einige Wochen länger pausieren. "Im Vergleich mit ihr geht es mir ja noch gut", sagt Femke Stoltenborg. Sie hat gelernt, positiv zu bleiben.