Hamburg. Es gibt viele Menschen, die sich dazu zwingen müssen, Sport zu treiben. Jack Culcay muss sich zwingen, keinen Sport zu treiben. Wenn er sich drei Tage nicht bewegt hat, wird der Boxprofi unausstehlich. Insofern muss der Oktober Quälerei gewesen sein für Culcay, denn nach seinem letzten Kampf am 29. September in seiner Wahlheimat Hamburg hatte der Halbmittelgewichtler aus dem Berliner Sauerland-Stall von seinem Trainerteam eine dreiwöchige Sportpause verordnet bekommen. "Es war wichtig für Jack, dass er einmal richtig regeneriert", sagt Moritz Klatten, Manager und Athletikcoach in Personalunion.

Klatten achtet penibel darauf, dass sein Schützling das richtige Maß aus Belastung und Entspannung findet, schließlich haben die beiden für 2013 das große Ziel, mindestens um einen EM-Titel zu kämpfen. Zudem steht ein Aufstieg ins Mittelgewicht auf dem Programm. Um diese Pläne nicht zu durchkreuzen, muss Culcay allerdings an diesem Sonnabend (22.15 Uhr/ARD) noch einmal an seine Grenzen gehen. In Nürnberg verteidigt der 27-Jährige seinen WBA-Interkontinental-Titel gegen den Franzosen Jean-Michel Hamilcaro. Der 26-Jährige hat noch keinen seiner 24 Kämpfe vorzeitig verloren. "Er ist ein zäher Bursche, das wird eine schwere Aufgabe", sagt Culcay.

Der Amateurweltmeister von 2009 verlässt sich aber auf seine Stärken und versucht, diese auszubauen. "Mein Ziel ist es, nicht getroffen zu werden. Daran arbeite ich", sagt er. Klatten hat festgestellt, dass die erzwungene Pause den Athleten körperlich auf ein neues Level gehoben hat. "Jacks Kraftwerte sind deutlich nach oben gegangen. Seine Geschwindigkeit ist höher, und seine Explosivität im Sparring ist auch gestiegen", sagt er.

Um neue Trainingsreize zu setzen und die Ausdauer zu verbessern, hat Culcay erstmals vier statt drei Minuten lange Sparringsrunden absolviert und alle zwei Runden den Sparringspartner ausgetauscht. Die Planung ist derzeit darauf ausgerichtet, den letzten Schritt auf dem Weg von der Amateur- in die Profikarriere zu gehen und den gebürtigen Ecuadorianer zu einem Zwölf-Runden-Boxer zu machen. "Die Erfahrung, über die volle Distanz zu gehen, fehlt ihm noch zur WM-Reife", sagt Klatten.

Vorwerfen kann man Culcay das nicht. Seine letzten vier Kämpfe gewann er vorzeitig. "Und wenn sich die Chance bietet, werde ich auch Hamilcaro ausknocken", sagt er. Einen positiven Nebeneffekt hätte das zudem. Wenn er schnell siegt, muss er keine lange Pause machen ...