Der Aufsteiger hält in der Hallenhockey-Eliteklasse bislang besser mit als erwartet

Hamburg. Für eine Mannschaft, die gerade eins der wichtigsten Saisonspiele verloren hatte, machten die Hockeydamen der Tennisgesellschaft (TG) Heimfeld am Sonntagnachmittag einen erstaunlich gut gelaunten Eindruck. Tränen der Enttäuschung, wütendes Schlägerwerfen oder lautes Streiten - das alles gab es in der Sporthalle an der Kerschensteinerstraße, wo der Aufsteiger seine Heimspiele in der Hallenbundesliga austrägt, nicht zu besichtigen.

Das 3:4 (1:3) gegen Eintracht Braunschweig war zwar im Kampf gegen den Abstieg ein herber Rückschlag, da die Niedersächsinnen einer der härtesten Konkurrenten sind. Aber weil die junge Auswahl von Cheftrainer Alexander Otte das ehrwürdige olympische Motto "Dabei sein ist alles" noch ernst nimmt, hielt sich der Frust in Grenzen. Vielmehr waren Spielerinnen und Trainer einmal mehr erstaunt darüber, wie gut sie bereits mithalten im Oberhaus. "Wir haben alle unsere drei Spiele bislang nur knapp verloren und gezeigt, dass wir nicht viel schlechter sind als die anderen", sagte Otte.

Im Gegenteil: Gegen die Eintracht waren die Heimfelderinnen in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft und kamen durch Tore von Luisa Dietrich (42.) und Lucie Düring (58.), deren Schwester Josefine per Ecke (29.) das 1:3 erzielt hatte, trotz eines 0:3-Rückstands noch einmal stark in die Partie zurück. Einzig die schwache Eckenabwehr und die ebenso dürftige Chancenauswertung verhinderten den ersten Bundesliga-Punktgewinn der Vereinsgeschichte; schließlich erleben die TGH-Damen ihre Premierensaison in der höchsten Spielklasse.

Und diese sollen sie in zweierlei Hinsicht nutzen. "Einerseits sollen die Mädels Erfahrung sammeln und genießen, dass sie sich mit den Besten messen dürfen. Andererseits wollen wir noch weiter zusammenwachsen, um gestärkt in die Rückrunde im Feld zu gehen", sagt der Trainer. Dort steht die TG derzeit auf dem vorletzten Platz der Zweiten Bundesliga Nord.

Mit Torhüterin Franziska Brokelmann, 27, und der langjährigen Nationalspielerin Britta von Livonius, 36, verfügt Otte über zwei erfahrene Spielerinnen. Der Rest seines Teams schnuppert in diesen Wochen erste Bundesliga-Luft. "Ich sehe das aber nicht als Schwäche an, denn dadurch wissen alle zu schätzen, was wir gerade erleben, und kämpfen bis zum Ende. Das setzt positive Energie frei", sagt der Trainer. Er selbst lebt diese Einstellung vor, immerhin ist der 30-Jährige auch noch aktiver Bundesligaspieler. Weil er clever Einfluss auf den Spielplan nahm, kann er immerhin acht von zehn Saisonspielen für den Großflottbeker THGC bestreiten. Seine klare Priorität sind jedoch Heimfelds Damen.

Das gilt auch für Britta von Livonius, die mit Herren-Bundestrainer Markus Weise verheiratet ist, zwei Kinder hat und in Heimfeld mit dem Hockeyspielen begann. "Es ist eine Freude, jetzt etwas zurückgeben zu können. Heimfeld ist eine Familienangelegenheit, und solange wir hart arbeiten, sind die Ergebnisse nicht vorrangig", sagt sie. Ans Verlieren gewöhnen wollen sie sich in Heimfeld aber auch nicht.