Vor zehn Jahren holte der Trainer den fünften WM-Titel der Selecao. Nun soll er Brasilien im eigenen Land zum Weltmeister machen.

Sao Paulo. Zwei alte Trainerfüchse sollen das havarierte Selecao-Schiff anderthalb Jahre vor der WM im eigenen Land wieder auf Kurs bringen. Der in die Kritik geratene brasilianische Fußball-Verband CBF stellte am Donnerstag Luiz Felipe Scolari als Nationaltrainer und Carlos Albert Parreira als Technischen Direktor vor.

„Das Volk wird mit unserer Wahl zufrieden sein“, verkündete CBF-Präsident Jose Maria Marin, der am Donnerstag bei einer offiziellen Pressekonferenz am CBF-Sitz in Rio de Janeiro das Geheimnis um die Nachfolge des entlassenen Mano Menezes lüftete. „Das System ist präsidentiell und ich übernehme die Verantwortung für die Vorschläge“, bekräftige der 80 Jahre alte Nachfolger des im März inmitten zahlreicher Korruptions- und Finanzaffären zurückgetretenen Ricardo Teixeira.

Scolari erhielt die Botschaft am Krankenbett seiner 89 Jahre alten Mutter Cecy Leda in seiner Heimatstadt Passo Fundo im tiefen Süden Brasiliens und traf sich noch am Mittwochabend mit Marin zur Klärung der letzten Details. Darunter auch die Besetzung des wieder ins Leben berufenen Postens des Technischen Direktors der Selecao, nachdem Andres Sanches, Generaldirektor für alle Nationalmannschaften, am Morgen sein Rücktrittsschreiben eingereicht hatte.

„Gott sei Dank lagen die Inkompetenten des CBF einmal richtig. Ich wünsche meinem Freund Parreira und Felipao viel Glück. Damit ist das Kartell der Berufungen am Ende. Die beiden werden nur die aktuell besten Spieler nominieren“, jubelte Romario, der zuletzt offen gegen den am Freitag geschassten Nationaltrainer Mano Menezes und Marin gewettert hatte.

Kritische Stimmen gab es gegen die Ernennung Scolaris aber auch. „Ich finde, dass ein Trainer, der ein Team in diesem Jahr in die zweite Liga geführt hat, nicht die Nationalelf übernehmen darf“, echauffierte sich Ex-Nationalspieler Carlos Alberto Torres. Für den Kapitän der Weltmeister-Elf von 1970 sollte man einen Trainer nehmen, der „jetzt der Beste ist, und nicht einen, der es vor zehn Jahren war“.

Am 13. September hatte Scolari beim SE Palmeiras den Hut genommen, nachdem er noch wenige Wochen zuvor mit dem Erstligisten aus Sao Paulo Pokalsieger geworden war. Doch der 64-Jährige brachte den Traditionsklub in der Meisterschaft nicht aus der Abstiegszone und zog deshalb vorzeitig die Reißleine, um auch den Makel auf seiner Erfolgsweste möglichst klein zu halten.

Denn schon nach dem verlorenen Olympiafinale im August soll der Verband Kontakt zu „Big Phil“ aufgenommen haben. Marin suchte einen Coach mit WM-Erfahrung. Scolari hatte Mitte 2001 die Selecao übernommen, ein Jahr später im WM-Kader Querulanten wie Romario nicht berücksichtigt und die Stars um Ronaldo und Rivaldo zur „Familie Scolari“ zusammen geschweißt.

Nach 24 Spielen mit 18 Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen verabschiedete sich der Weltmeister-Trainer Richtung Portugal (Zweiter EM 2004, Vierter WM 2006). Ein Kurzgastspiel beim FC Chelsea und das Untertauchen in Usbekistan bei Bunyodkur Taschkent folgten, ehe er 2010 nach Brasilien zu Palmeiras zurückkehrte.

Trotz der letzten Tiefschläge glaubt Zico an einen Erfolg Scolaris. „Er wird nicht bei Null anfangen. Es gibt schon eine Gruppe, die sich herausgebildet und Qualität gezeigt hat“, bemerkte der „weiße Pele“. Der erste Härtetest wird der Confed Cup im Juni 2013 sein. Bis dahin stehen genau fünf Länderspiele an. Das erste am 6. Februar im Wembleystadion gegen England.