Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Ein in der Formel 1 geläufiger Spott besagt, es sei schwierig, einen 1,60 Meter großen Mann kleinzukriegen. Nun aber scheint es, als ginge Bernie Ecclestones Karriere nach knapp vier Jahrzehnten doch zu Ende. Wegen einer drohenden Bestechungsklage vor einem Münchner Gericht planen die Anteilseigner der Formel 1, den mächtigen Briten kaltzustellen.

Es war ein Wunder, dass Konzerne wie Mercedes, Renault oder Fiat überhaupt so lange stillgehalten haben. Mit transparenten Regeln, wie sie seriöse Geschäftspartner weltweit verlangen, hatte das Gebaren von "Mr. E." nie etwas zu tun. Die undurchschaubaren Strukturen erinnerten an die Mafia.

Unbestritten: Ecclestone hat die Formel 1 erst zu der Geldmaschine gemacht, die sie heute ist. Er setzte zwischen Australien und Brasilien identische Standards, glich die Fernsehzeiten an, lockte Weltkonzerne als Sponsoren und entdeckte neue Märkte. Nebenbei wurde der ehemalige Gebrauchtwagenhändler zu einem der reichsten Männer Großbritanniens.

Über seine unverhohlen geäußerte Vorliebe für Diktatoren haben die Teamchefs hinweggesehen, die dubiosen Geschäftspraktiken kümmerten sie nicht, solange ihre Residenzen an den Rennpisten immer fetter wurden.

Formel 1 ohne Ecclestone - geht das überhaupt? Bei einem 82-Jährigen musste die Nachfolgefrage ohnehin irgendwann gestellt werden. Der Neustart könnte holprig werden. Aber wenn der Grand-Prix-Zirkus mit neuem Führungspersonal seriöser wird, kann das nichts schaden. Die Rennwagen werden weiter im Kreis fahren.