Rekordweltmeister Michael Schumacher hat nach seinem Rücktritt Dreifach-Champion Sebastian Vettel als würdigen Nachfolger auserkoren.

Sao Paulo. Er hat noch keine konkreten Zukunftspläne, aber eines weiß Michael Schumacher ganz genau: In seinem neuen Leben „werde ich auch ein Fan sein, der vor dem Fernseher die Daumen drückt“. Rechtzeitig zum Abschluss seiner großen Karriere hat der Formel-1-Rekordweltmeister nämlich einen würdigen Nachfolger gefunden: Den jetzt dreimaligen Weltmeister Sebastian Vettel.

„Es ist ein schöner Moment, ihm das Feld zu überlassen“, sagte der 43-Jährige, der nach seinem 308. und letzten Rennen deshalb auch beruhigt in die Rennfahrer-Rente gehen kann: „Jetzt haben wir mit Seb ja aber einen, der das alles fortführt. Er macht das klasse, ich bin Fan von ihm. Und ich bin stolz auf ihn, er ist schließlich ein Kumpel von mir.“

Dass dies nicht nur Worte sind, bewies der siebenmalige Champion kurz vor Ende des Rennens, als er Vettel freiwillig Platz sechs überließ und ihm damit zwei Punkte schenkte. „Natürlich macht man das gerne, wenn der Kumpel auf dem Weg zur WM ist“, sagte Schumacher: „Ich habe über Radio mitbekommen, dass Seb hinter mir war. Er war eine ganze Ecke schneller als ich, und ich wollte ihm nicht unnütz im Weg stehen und in die Meisterschaft eingreifen.“

Selbst in den Titelkampf einzugreifen, davon war Schumacher in den drei Jahren seines Comebacks weit entfernt. Doch der Abschluss mit Platz sieben in Brasilien versöhnte ihn, zumal genau dieser Platz für ihn den Kreis schloss. „In gewisser Weise ist es bezeichnend, dass ich meine Formel-1-Karriere auf dem siebten Platz beendet habe, mit dem ich sie vor 308 Rennen beim Qualifying in Spa 1991 auch begonnen habe“, erklärte Schumacher: „Und das alles mit der Startnummer sieben nach dem Gewinn von sieben Weltmeister-Titeln.“

Daran, dass er in drei Silberpfeil-Jahren nur einmal auf dem Podium stand, war sowieso einzig und allein das Auto schuld - da sind seine Fans sich sicher. „Jeder Einkaufswagen eines Discounters ist schneller als diese Mercedes-Gurke“, schimpfte Reiner Ferling, zweiter Vorsitzender von Schumachers Fan-Club in Kerpen. Und auch für Schumachers Ex-Manager Willi Weber ist der Rekordchampion weiterhin über jeden Zweifel erhaben. „Für mich ist der perfekteste Rennfahrer der Welt Michael Schumacher. Da lasse ich nichts drauf kommen“, sagte Weber zu Sky Sports News HD: „Sieben Titel, 91 Siege - das ist schon eine Menge. Da muss Seb schon noch ein bisschen Gas geben und noch viel tun, um in die Nähe zu kommen.“

In seinem bisherigen Team loben sie vor allem den Menschen Michael Schumacher über den grünen Klee. „Er hat alle seine menschliche Größe zu jedem Zeitpunkt bei uns eingebracht hat“, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „Die drei Saisons mit ihm werden uns allen stets als Muster für bestes Teamplay in Erinnerung bleiben.“ Und Teamchef Ross Brawn ergänzte: „Es war eine große Ehre für alle Teammitglieder - nur wer mit Michael zusammenarbeitet, versteht wirklich, warum er etwas Besonderes ist und sieben Weltmeistertitel gewonnen hat. Wir werden Michael sehr vermissen.“

Das werden sie auch im Fanclub in Kerpen. „Irgendwann werde ich aufstehen und realisieren, dass alles vorbei ist“, sagte Ferling traurig: „Aber es musste ja passieren, irgendwann muss jeder aufhören.“ Vettel versicherte, es habe ihm „Spaß gemacht, drei Jahre gegen Michael zu fahren. Aber ich kann das natürlich auch leicht sagen“, ergänzte er schmunzelnd: „Weil ich das schnellere Auto hatte.“ Doch er genießt auch den Respekt seines Kindheitsidols. Das am Sonntag ganz offiziell den Staffelstab übergab.