VT Aurubis schafft mit 3:2 gegen Dresden den ersten Heimsieg

Hamburg. Es war eine Mischung aus Konzentration und Vorfreude, die aus Mareike Hindriksens Gesicht abzulesen war, als sie mit dem Ball in beiden Händen zur Grundlinie schritt. 119 Minuten war die Partie gegen Tabellenführer Dresdner SC alt, als die Zuspielerin der Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis zum Matchball aufschlug. "In meinem Kopf war nur ein Gedanke: Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für ein Ass", würde Hindriksen später sagen. Es wurde zwar kein Ass, aber weil die Gäste in der Annahme patzten, entlud sich die Anspannung von Hamburger Spielerinnen, Trainern und 923 Fans mit einem kollektiven Aufschrei.

Mit 3:2 (22:25, 25:17, 26:24, 15:25, 15:11) besiegte die Auswahl von Cheftrainer Jean-Pierre Staelens den Tabellenführer, vor allem jedoch die Selbstzweifel, die nach dem verpatzten Saisonstart mit vier Ligapleiten und dem Achtelfinalaus im Pokal die Moral angefressen hatten. "Das war wie ein Neustart für uns. Jetzt können wir sagen, dass wir wirklich etwas gewonnen haben", jubelte Libera Julie Jasova, die zur wertvollsten Spielerin der Partie (MVP) gewählt wurde.

Tatsächlich waren die vorangegangenen 3:0-Siege bei Tabellenschlusslicht VCO Berlin und im Europapokal gegen Sempeter Muster ohne Wert gewesen, da sie gegen zwei Klassen schlechtere Mannschaften in die Kategorie "Pflichtsieg" einzuordnen waren. Doch was Staelens' Mädels zu leisten imstande sind, zeigte sich in der hoch spannenden Partie gegen die Sächsinnen, die bis dato in vier Ligaspielen nur zwei Sätze abgegeben hatten. Vor allem war dem Team anzumerken, dass es den Spaß am Spiel zurückgewonnen hat. Auch wenn längst nicht alles gelang, die Abstimmung bisweilen fehlte, so wurde doch um jeden Ball gekämpft. Als Vorbild ging mit Saskia Radzuweit eine 21-Jährige voran, die die MVP-Auszeichnung noch ein wenig mehr verdient gehabt hätte als Jasova. Ihre Körpersprache machte deutlich, dass an diesem Sonnabend nur das VT Aurubis als Sieger aus der CU-Arena gehen würde.

Als es dann so weit war, brachen alle Dämme. Die Spielerinnen purzelten wild durcheinander. Trainer Staelens hätte am liebsten alle Besucher, die auf ihren Sitzen standen, persönlich abgeklatscht. Als die Mannschaft später zum Essen in den VIP-Raum einlief, brandete lauter Applaus auf. Präsident Horst Lüders - stilecht im blauen Udo-Lattek-Glückspullover - klatschte am lautesten. "Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft", sagte Staelens. Seine härteste Aufgabe sei es gewesen, seinem Team klarzumachen, dass die von Verletzungen gestörte Vorbereitung für den schwachen Saisonstart verantwortlich gewesen war. "Wir finden erst jetzt zu unserem Rhythmus", sagte der 56-Jährige, "und wir sind noch nicht auf dem Niveau, das wir erreichen wollen."

In den nächsten beiden Partien, dem Rückspiel im Challenge-Cup am Mittwochabend (20 Uhr) in Slowenien und dem Ligaspiel beim punktlosen Tabellenvorletzten VfB Suhl am Sonnabend, werde sich zeigen, ob die Mannschaft eine nachhaltige Entwicklung nehmen kann. "Wir müssen den Schalter umlegen und gegen solche Gegner das Spiel dominieren", sagte der Coach, "aber wenn wir an unsere Qualitäten glauben, dann werden wir Erfolg haben." Die 119 Minuten gegen Dresden waren der Beweis dafür.

Die Zweitligadamen des VT Aurubis unterlagen nach der "schlechtesten Saisonleistung" (Trainer Sebastian Leipold) dem VC Olympia Berlin II mit 1:3 (25:18, 22:25, 21:25, 17:25) Sätzen und sind mit nun 2:14 Punkten Tabellenletzter.