Wedel. Nach zehn Jahren vergeblicher Bemühungen in Hamburg wieder ein erstklassiges Männer-Basketballteam aufzubauen, meldet ein Klub westlich der Stadtgrenze erstaunliche Erfolge. Der SC Rist Wedel hat sich mit sieben Siegen in sieben Spielen an die Spitze der Zweiten Bundesliga Nord Pro B gesetzt. Das ist die dritte Spielklasse. Am Sonnabend (19 Uhr) kommt es in der Halle Am Steinberg zum Spitzenspiel gegen Verfolger Schwelmer Baskets. Die Wuppertaler (sechs Siege, eine Niederlage) stellen bislang die beste Offensive der Liga, die Wedeler die griffigste Defensive. "Die Schwelmer sind stärker in Zugzwang als wir. Wir gehen entspannt in dieses Spiel", sagt Wedels Trainer Sebastian Gleim, 28.

Über konkrete Saisonziele wird in Wedel noch nicht geredet, für den Aufstieg in die Zweite Bundesliga Pro A wäre der Klub grundsätzlich gerüstet. Der SC Rist ist mit 660 Mitgliedern der sechstgrößte Basketballverein in Deutschland und seit Jahrzehnten für seine hervorragende Jugendarbeit bekannt. Aktuell wurde der Klub für die beste Talentförderung in der Pro B ausgezeichnet; eine Anerkennung, die mit 25 000 Euro dotiert ist. Zehn Spieler des Kaders kommen aus Wedel und Hamburg, darunter mehrere Jugend-Nationalspieler. Der Verein war Vorreiter im Deutschen Basketball-Bund bei Kooperationen mit Schulen und arbeitet mit der Jugend-Bundesligamannschaft der Piraten Hamburg zusammen. "Wir haben gesunde, leistungsfähige Strukturen", sagt Marketingchef Thorsten Fechner, "wir können in Wedel die sportliche Basis für ein künftiges Hamburger Erstligateam schaffen."

Für eine solche Mannschaft, die mindestens drei Millionen Euro kosten dürfte, fehlt in Hamburg weiter die wirtschaftliche Unterstützung. Das Interesse der Basketball-Bundesliga (BBL) am Standort Hamburg ist indes ungebrochen. Zuletzt hatte der ehemalige Nationalspieler Pascal Roller, 36, beim Sportamt die Chancen für ein Erstligaprojekt ausgelotet, bislang ohne die erhoffte Resonanz. Auch dem HSV liegt seit einem halben Jahr ein Konzept vor. Dem Fußball-Bundesligaverein aber sind die Risiken zu groß.

Die Wedeler wollen jetzt erst einmal sportliche Fakten schaffen. Gegen Schwelm kann Trainer Gleim auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. 700 Zuschauer erwartet der Klub. Der Besucherschnitt liegt nach den ersten vier Heimspielen bei 515.