Hamburg. Jean-Pierre Staelens hat einen Zettel, auf dem die Namen aller seiner zwölf Spielerinnen stehen. Hinter jedem Namen gibt es ein Feld für jede Woche vom Start der Vorbereitung im August bis zum Jahresende, in das der Status der Spielerin eingetragen wird. Ein rotes Feld mit einem V bedeutet "verletzt", dann gibt es ein K für "krank" oder ein gelbes Feld ohne Buchstaben, wenn die Spielerin für ihr Nationalteam im Einsatz war.

Staelens, 56, ist Trainer der Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis Hamburg. Er ist ein akribischer Arbeiter, der gerne nachvollzieht, was er und sein Team wann geleistet haben. Er schätzt offene Kritik und ist keiner, der nach Ausreden sucht, wenn es mal nicht läuft. Doch nun, nachdem VTA nach vier Niederlagen zum Bundesligaauftakt zuletzt mit 3:0-Siegen bei VCO Berlin und im Europapokal gegen Sempeter (Slowenien) in die Erfolgsspur zurückfand, möchte er etwas klarstellen. Deshalb zeigt er seinen Zettel.

"Uns haben in den wichtigsten Wochen der Vorbereitung bis zu sieben Spielerinnen gefehlt. Teilweise mussten beide Zuspielerinnen im Angriff spielen, weil ich diagonal und außen niemanden mehr hatte", sagt er, und die vielen bunten Felder im August unterstreichen diese Aussage. Angesichts dieser Verletztenmisere habe er die vergangenen Wochen als Verlängerung der Vorbereitung empfunden. Man müsse deshalb verstehen, dass die Abläufe noch nicht wie gewünscht funktionierten, zumal mit Femke Stoltenborg (Fingerbruch) die erste Zuspielerin seit Saisonbeginn Ende Oktober ausfällt.

Pünktlich zum Heimspiel gegen Tabellenführer Dresdner SC (Sa., 19 Uhr, CU-Arena, live bei dvl-live.tv) glaubt der Trainer an eine positive Entwicklung seiner Mannschaft, die er am Freitagvormittag mit einem langen Spaziergang auf andere Gedanken zu bringen versuchte. "Ich spüre, dass die Mädels nach dem verpatzten Saisonstart voller Motivation sind, um zu zeigen, was in ihnen steckt", sagt er. Dass man sich angesichts des Saisonziels Halbfinale nicht mehr viele Niederlagen leisten kann, weiß auch Staelens. Thematisieren will er es nicht. "Wir wollen Dresden das Leben schwer machen. Mehr kann ich derzeit nicht erwarten."