Ein geschmackloses Bild bei Twitter zeigt den Spanier und seinen Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa mit einem riesigen Gewehr im Anschlag.

Austin. Fernando Alonso zieht mit einem Gewehr im Anschlag in den Krieg und hat die Grenzen des guten Geschmacks endgültig überschritten, Weltmeister Sebastian Vettel konterte dagegen im Saloon-Helm ganz cool auf der Strecke. Der Titelkampf in der Formel 1 spitzte sich beim vorletzten Rennen in Austin/Texas schon am sportlich wenig wertvollen Freitag weiter zu.

Dabei schoss Vettel-Verfolger Alonso weit über das Ziel hinaus. Ein geschmackloses Bild bei Twitter zeigt den Spanier und seinen Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa mit riesigen Gewehren in Anschlag. „Bereit für die letzten zwei Rennen. Hahaha“, stand darunter geschrieben. Alonso zieht praktisch in den Krieg.

Auch wenn es sich bei den Gewehren um sogenannte Paintball-Waffen handelte, war dieser Angriff Alonsos unpassend und trieb das Psychospiel nach seinen zahlreichen Samurai-Sprüchen auf die Spitze. Vettel erklärte jedoch auch in Texas wieder, dass er keine Lust auf Psychospielchen habe. „Ich weiß nicht, was da noch kommt. Aber wir schauen auf uns und aufs Rennfahren“, hatte er erklärt.

Statt Worten und Bildern ließ der 25-Jährige am Freitag nämlich lieber Taten und Zeiten sprechen. In einem Sonderhelm, der in Holzoptik einen Saloon simuliert, fuhr der Red-Bull-Pilot am Freitag in einer eigenen Liga. Nachdem er in der ersten Einheit mit dem unglaublichen Vorsprung von 1,4 Sekunden die Bestzeit erzielt hatte, übertraf Vettel diese in der zweiten Session als einziger der 24 Piloten noch einmal. Dabei hatte er wegen eines Lecks im Wassersytem fast 60 der 90 Minuten tatenlos in der Box gestanden. Alonso kam mit rund 0,7 Sekunden Rückstand auf Rang drei, acht Tausendstelsekunden hinter Vettels Teamkollege Mark Webber.

„Man darf den Freitag nicht überbewerten“, sagte Vettel nach der Demonstration seiner Stärke bescheiden: „Aber wir können ganz zufrieden sein. Ich habe mich schon im ersten freien Training wohlgefühlt, das Auto scheint zur Strecke zu passen.“ Dass er durch die unfreiwillige Auszeit bis zu 20 Runden Erfahrung auf dem neuen Kurs verpasste, empfand der WM-Spitzenreiter als nicht so tragisch. „Wir konnten nicht so viel fahren, wie wir wollten“, sagte er: „Aber es war wichtig, dass wir nochmal rausfahren konnten. Und wir haben ja noch zwei gute Runden hingekriegt. Einmal mit leerem, einmal mit vollem Tank. Deshalb fühle ich mich gut vorbereitet.“

Vor dem vorletzten Rennen am Sonntag hat Vettel zehn Punkte Vorsprung auf Alonso. Um schon in seinem 100. Rennen vorzeitig den dritten Titel zu sichern, müsste er auf seinen Rivalen aber mindestens weitere 15 Zähler gutmachen. Damit dürfte Alonso selbst bei einem Sieg des Deutschen maximal Fünfter werden, wenn Vettel ein echtes Finale in Sao Paulo verhindern möchte.

„Ich habe unheimlich viel Respekt vor ihm“, sagte Vettel über Alonso - und streute wie beiläufig die Einschübe „auf der Strecke“ und „als Fahrer“ ein. Die Psychospielchen nerven ihn sichtlich. „Wir dürfen nicht so viel darauf hören, was neben der Strecke alles so gesagt wird“, erklärt er: „Man muss kein Genie sein, um zu wissen, was zählt: Landen wir vor Alonso, ist es gut für uns, landen wir hinter ihm, ist es schlecht.“

Doch selbst Teamkollege Massa scheint den Glauben an Alonso verloren zu haben. „Wenn ich auf Fernando oder Vettel setzen müsste, würde ich auf Fernando setzen“, sagte der Brasilianer pflichtbewusst und ergänzte: „Mehr als 100 Euro würde ich aber nicht setzen.“

Übrigens: Eine Statistik lässt bei der Premiere in Texas am Sonntag nur zwei Sieger zu: Vettel oder Alonso. In allen vier neuen Rennen nach 2005 feierte einer der beiden aktuellen Titelrivalen den Sieg beim Debüt. Dabei wechselten sich die beiden allerdings stets ab - an der Reihe wäre damit wieder Alonso.