Beim 4:2-Erfolg über England erzielte der Stürmer alle vier Treffer und setzte per Fallrückzieher aus 25 Metern den Schlusspunkt.

Stockholm. Man muss schon eine gehörige Portion Größenwahn mitbringen, um mehr als 25 Meter vom gegnerischen Kasten entfernt zu einem Torschuss per Fallrückzieher anzusetzen. Glücklicherweise war es Zlatan Ibrahimovic, der in diese Situation kam – und der hat das Ding einfach mal versenkt. „Als ich gesehen habe, dass der Keeper aus dem Tor raus war, habe ich einfach versucht, den Ball irgendwie in die Richtung zu bringen und dann war er drin“, sagte der 31 Jahre alte Ausnahmestürmer. „Man braucht dazu beides: Glück und Können.“

Der zweite Teil kam dem Torjäger nur grinsend über die Lippen. Denn natürlich ist er tief in seinem Innersten überzeugt davon, dass es kein Glück war. Ebenso wenig, wie die drei Treffer, die er bei dem 4:2-Sieg gegen England am Mittwochabend zuvor bereits erzielt hatte und sich damit in die Geschichtsbücher geschossen hat – mal wieder.

Und mit seinem Sahnehäubchen in der Nachspielzeit versetzte Ibrahimovic selbst die eigentlichen Protagonisten des Abends ins Staunen: „Das war ganz sicher eines der schönsten Tore, die ich je gesehen habe“, sagte Steven Gerrard, der sein 100. Länderspiel für die Three Lions absolvierte. „Ich hätte mich dabei vermutlich verletzt.“ Wie man bei einer Körpergröße von 1,95 Meter und einem Gewicht von mindestens 90 Kilogramm derart elegant in der Luft liegen kann, bleibt wohl das Geheimnis des Schweden, der immer wieder für neue Superlative sorgt.

Denn erst kurz zuvor war der mitunter als bester Fußballer des Jahrhunderts in Skandinavien titulierte Ibrahimovic zu Schwedens Fußballer des Jahres gewählt worden – zum insgesamt siebten Mal und bereits zum sechsten Mal hintereinander. Knapp 170 Millionen Euro haben Vereine in den vergangenen elf Jahren an Ablösesumme für ihn bezahlt – Weltrekord. Seit 2004 wurde er mit seinen Vereinen jedes Jahr Meister – sicher kein Zufall. „Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder einen derartigen Fußballer erleben werde“, lobte sein Nationaltrainer Erik Hamren.

Der Mann mit dem Dutt fällt immer auf. Tore, nicht selten ähnlich spektakulär wie Mittwoch, schießt er am Fließband – in Frankreichs Ligue 1 bisher zehn in ebenso vielen Spielen für seinen neuen Klub Paris St.-Germain. Ausraster hat er fast ebenso regelmäßig, zuletzt streckte er den gegnerischen Torhüter mit einem Karatetritt zu Boden - vermutlich, weil der die Dreistheit besaß, ihn kein Tor schießen zu lassen. Es war bereits der neunte Platzverweis für Zlatan in dessen Profikarriere. Und nicht zuletzt sind seine arroganten Sprüche abseits des Platzes ebenso legendär wie seine Treffer.

Dass der Fallrückzieher gegen England allerdings definitiv nicht das Fifa Tor des Jahres wird, ist dabei fast schon eine Frechheit. Grund: Der Weltverband gab ausgerechnet wenige Stunden vor Ibrahimovics Sensations-Treffer die Liste der zehn zur Auswahl stehenden Tore bekannt – im Nachhinein wohl einen Tag zu früh.