Der Schauspieler warb persönlich für das Musical, das am Sonntag in Hamburg startet

Hamburg. Der Applaus schwoll zu einem Jubelorkan an, als Ringsprecher Michael Buffer einen Mann ins Seilgeviert rief, den er zuvor als "Legende" angekündigt hatte. Hollywood-Superstar Sylvester Stallone wurde von den Zuschauern in der O2 World mit Standing Ovations und "Rocky"-Sprechchören gefeiert, und als ein Fan in einem Moment der Stille den aus dem Filmepos bekannten, lang gezogenen "Aaaaadriaaan"-Ruf anstimmte, war das Gelächter in der Arena groß.

Der 66 Jahre alte Stallone war auf Einladung der Stage Entertainment und des TV-Senders RTL nach Hamburg gekommen, um für das Musical zu werben, das vom 18. November an die berühmteste Box-Saga der Welt auf die Bühne des TUI-Operettenhauses bringen wird. Stallone hat sein Wissen dabei ebenso eingebracht wie die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir. Alle drei sind als Koproduzenten für die Show engagiert.

Nicht wenige Zuschauer, vor allem diejenigen, die sich als Puristen verstehen und die fortschreitende Kommerzialisierung im Profisport geißeln, fühlten sich angesichts der penetranten Promotion für das Musical vor den Kopf gestoßen. Aber die Chance, eine Woche vor der Weltpremiere in Hamburg im Umfeld eines großen Kampfes kräftig die Werbetrommel zu rühren, konnten sich die Klitschko-Brüder, Stallone und Stage kaum entgehen lassen.

Und so gab es nicht nur ausführliche Interviews mit Stallone ("Rocky sollte froh sein, dass er niemals gegen Wladimir kämpfen musste"), sondern vor dem Kampf auch ein paar Ausschnitte aus dem Musical zu sehen. Die Skepsis vieler, ob man einen Actionfilm wie "Rocky" tatsächlich auf die Bühne bringen kann, konnten die kurzen Sequenzen sicherlich nicht zerstreuen. Dennoch deuteten die Hauptdarsteller Wietske van Tongeren und Drew Sarich stimmgewaltig an, dass sie keinesfalls gewillt sind, den Kampf um die Zuschauer vorzeitig aufzugeben.

Superstar Stallone war zufrieden, jedenfalls gab er sich professionell gut gelaunt. "Es ist eine große Ehre für mich, dass unser Musical in dieser großartigen Stadt seine Premiere feiern kann", rief er den feiernden Zuschauern über das Hallenmikrofon zu. Er lobte die männlichen Darsteller, küsste die weiblichen, und als er Wladimir Klitschko nach dessen Sieg als erster Gratulant im Ring gegenüberstand ("Es war eine großartige Leistung, ein wirklicher Kampf von ganzem Herzen"), da schien es für einen kurzen Moment tatsächlich, als sei der Kampf auch nur ein Teil der Promotion gewesen. Allerdings passte der Ausgang nicht zu dieser These, denn bei "Rocky" gewinnt ja der Außenseiter. Und zu so einem Gefallen ist ein Wladimir Klitschko dann doch nicht bereit.