Am Freitag benennt der Bundestrainer seinen Kader für das Prestigeduell gegen die Niederlande. Löw kann sich keine Überraschungen erlauben.

München. Keine Experimente, keine Rücksicht auf die Stars: Bundestrainer Joachim Löw wird beim Prestigeduell gegen den Erzrivalen Niederlande am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) in Amsterdam trotz der derzeit hohen Belastung für die Profis auf seine Stammkräfte setzen. Vier Wochen nach dem historischen 4:4 gegen Schweden in der WM-Qualifikation sollen Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Co. die Chance zur Wiedergutmachung erhalten. Zudem will Löw mit einem überzeugenden Jahresabschluss verhindern, dass sich die jüngsten Diskussionen um die Defensive, um Führungsspieler und Hierarchien vor der dann folgenden dreimonatigen Länderspielpause noch weiter verschärfen.

Löw erwartet nach einer Aufarbeitung des peinlichen Remis gegen die Schweden, bei dem die DFB-Auswahl am 16. Oktober in Berlin leichtfertig einen 4:0-Vorsprung verspielt hatte, angesichts der angespannten Lage eine Reaktion: „Es ist klar, es muss auch das Bestreben sein, in diesem Prestigeduell ein gutes Spiel zu absolvieren, so wie es gegen Irland und 60 Minuten gegen Schweden war“, betonte der Bundestrainer, der am Freitag sein Aufgebot für die brisante Partie benennen wird.

Verzichten muss der 52-Jährige auf die derzeit angeschlagenen Sami Khedira (Real Madrid) und Holger Badstuber (Bayern München). Dafür stehen ihm die Dortmunder Mats Hummels und Ilkay Gündogan sowie Lars Bender (Leverkusen), die zuletzt bei den Qualifikationsspielen in Irland (6:1) und gegen Schweden ausgefallen waren, wieder zur Verfügung.

Erneut keine Einladung wird es dagegen wohl für Torwart Rene Adler vom Hamburger SV geben. Löw hatte zuletzt schon angedeutet, dass er hinter Stammkeeper Manuel Neuer erst einmal weiter auf Ron-Robert Zieler und Marc-Andre ter Stegen bauen will. Auch der Leverkusener Torjäger Stephan Kießling, der sich wie Adler schon länger in guter Form präsentiert, muss sich aller Voraussicht nach weiter in Geduld üben.

Löw nimmt seine Spieler vor dem Duell gegen das Team von Bondscoach Louis van Gaal, gegen das es in der EM-Vorrunde im Juni einen 2:1-Sieg gegeben hatte, in die Pflicht. „Wir haben ein unglaubliches Kreativ- und Offensivpotenzial wie vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber diese Gegentore und Defensivschwächen kann auch ich nicht akzeptieren und will ich auch nicht akzeptieren. Wichtig wird sein, dass wir daran weiter arbeiten“, sagte er unlängst. Er stehe aber trotz der Probleme „zu unserer Angriffsphilosophie“. Der Ehrgeiz sei mit Blick auf die WM 2014 „ungebrochen“.

Die Nationalmannschaft trifft sich am Montagnachmittag in Amsterdam. Bis zum Spiel am Mittwochabend sind zwei Trainingseinheiten geplant.

Kritik übte indes Rudi Völler am Länderspiel in den Niederlanden. Dem ehemaligen Teamchef missfallen der Termin und vor allem die Gegnerauswahl. „Ich frage mich: Warum findet es überhaupt statt? Die Spieler sind aktuell im Vollstress“, schrieb der Sportdirektor von Bayer Leverkusen in einem Beitrag für den kicker: „In dieser Phase der Voll- oder besser: Überbeschäftigung bedeutungslose, aber trotzdem brisante Länderspiele zu terminieren, halte ich für falsch.“

Es müssten auch nicht immer Gegner wie die Niederlande sein, „es kann auch mal ein Gegner sein, der es dem Bundestrainer erlaubt, auf Spieler zurückzugreifen, die nicht so sehr beansprucht sind“, monierte Völler: „Auch im Fußball gilt: Was zu viel ist, ist zu viel!“

Nationalmmanschafts-Manager Oliver Bierhoff konterte den Vorwurf. „Für die Weiterentwicklung unserer Mannschaft ist es enorm wichtig, sich auch außerhalb der Qualifikations- und Turnierphasen mit starken Teams zu messen“, sagte Bierhoff.

Nach dem Spiel gegen „Oranje“ hat die DFB-Auswahl bis zum Länderspiel am 6. Februar in Frankreich Pause. Das nächste WM-Qualifikationsspiel steht am 22. März in Kasachsten auf dem Programm.