Hamburger Kickboxer tritt im Audimax als Amateur gegen einen Profi an

Hamburg. Er muss länger als einen Augenblick überlegen. Und das ist die beste Antwort, die Florian Ogunade geben konnte auf die Frage nach der Angst. Der Angst vor einem schweren Knock-out, wenn er als Amateur gegen einen zwölf Jahre jüngeren Profi in den Ring steige. Der 37 Jahre alte Kickboxer hält sich mit Gedanken an eine Niederlage prinzipiell nicht lange auf. "Ich habe so viel Erfahrung", sagt er dann, "wenn ich merke, dass er zu stark ist, muss ich eben ein bisschen tricksen."

Man darf auf diese Tricks gespannt sein an diesem Sonnabend, wenn der Schwergewichtler im Audimax der Universität Hamburg im Hauptkampf der Kampfsportgala "Get in the ring" gegen 23 Uhr auf den Kongolesen Danyo Ilunga trifft, einen Profi, der fast jeden Monat irgendwo kämpft. Ogunade hat das früher auch getan, er war lange einer der bekanntesten Kick- und Thaiboxer der Republik, mehrmaliger deutscher Meister und auch Weltmeister. Aber als ihn Anfang 2008 hartnäckige Bandscheibenprobleme für drei Jahre außer Gefecht setzten, war an regelmäßige Wettkämpfe nicht mehr zu denken. "Ich konnte keine Drehbewegungen mehr machen und die Beine kaum noch einsetzen", sagt Ogunade, der einst für seine Highkicks zum Kopf berüchtigt war.

Allerdings war für den Industrie-Fachwirt, der als Einkäufer in der Schifffahrtsbranche arbeitet, klar, dass er nicht als "körperliches Wrack" abtreten wollte. Nachdem er seine Rückenprobleme in den Griff bekommen hatte, arbeitete er mit seinem Trainer Lukasz Roszak so hart, dass er seit zwei Jahren wieder Wettkämpfe bestreiten kann. Seitdem tritt er nur noch gegen Topgegner an. "Ich will meinen Fans noch etwas bieten. Ich weiß ja: Jeder Kampf könnte mein letzter sein", sagt er.

Seine Leidenschaft für den Kampfsport ist nach wie vor ungebrochen, seinem Sport wird der HSV-Fan als Trainer treu bleiben, schon jetzt gibt er in seinem Gym, dem Sportstudio Popeye an der Bürgerweide, und bei den Golden Lions in Pinneberg Übungsstunden. Die Prioritäten haben sich allerdings verschoben. "Früher habe ich in der ganzen Welt gekämpft, heute muss ich den Familienrat schon befragen, wenn ich nur in Hamburg kämpfen will", lacht er. Seine Freundin und der 16 Monate alte Sohn Mio, mit denen der Deutsch-Nigerianer in Ottensen lebt, haben ihn in den vergangenen zehn Wochen, die er für die intensive Vorbereitung benötigte, des Öfteren vermisst. "Lange werde ich mich gegen die beiden nicht mehr durchsetzen können", sagt er.