Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel gewinnt auch in Indien und baut WM-Führung aus

Greater Noida. Die Gesichter auf dem Siegerpodest sprachen Bände. Sebastian Vettel reckte ausgelassen den bunten Siegerpokal für den Gewinner des Großen Preises von Indien in die Höhe, ballte seine Fäuste und gestikulierte freudestrahlend mit seinem Team. Ferrari-Pilot Fernando Alonso zu seiner Rechten fasste sich immer wieder an den Kopf, als würde er grübeln: Wie kann ich diesen Burschen nur aufhalten? Den Formel-1-Weltmeister aus Heppenheim auf dem Weg zur erneuten Titelverteidigung zu stoppen scheint derzeit eine Aufgabe der Unmöglichkeit. Zu überlegen schien Vettel in seinem Red-Bull-Rennwagen seine Kreise auf dem Buddh International Circuit zu drehen. Die Asientournee der Formel 1 beendete der deutsche Weltmeister mit dem perfekten Ergebnis: vier Siege, 100 Punkte. Alonso sammelte im gleichen Zeitraum gerade 48 Punkte. Als Vettel von einem "Riesenschritt für die WM" sprach, lehnte er sich nicht einmal weit aus dem Fenster.

Pannen leistet sich der aktuelle Herrscher der Formel 1 derzeit nur nach dem Rennen. Auf dem Weg zum finalen Parkplatz nach der Ehrenrunde hatte Vettel zu früh den Renault-Motor abgeschaltet und musste sich auf seine endgültige Parkposition schieben lassen. Ansonsten gab er ein klares Bekenntnis zu seinem Team ab ("Ich stehe zu 100 Prozent zu Red Bull") und nannte alle Ferrari-Gerüchte "Bullshit".

Die Fakten im Titelrennen sprechen für Vettel. Jeder Rennfahrer, der in der Formel-1-Historie viermal in Folge gewann, wurde im gleichen Jahr auch Weltmeister. Fernando Alonso räumte dann auch ein, dass ihm die sportlichen Mittel gegen den Titelverteidiger ausgehen: "Es ist im Moment nicht einfach gegen Red Bull. Wir müssen ihnen gratulieren, sie waren fantastisch." Immerhin gelang es dem Spanier, das Wochenende halbwegs erträglich zu gestalten, indem er sich vom fünften Startplatz bis auf Platz zwei nach vorn katapultierte. Das McLaren-Duo Lewis Hamilton und Jenson Button schnappte sich Alonso im Nahkampf schon in den ersten Runden, Vettels Partner Mark Webber verdrängte er in der 48. Runde von Platz zwei. "Es war eines meiner besten Rennen in diesem Jahr", sagte Alonso, der allerdings davon profitierte, dass Webber mit stumpfen Waffen kämpfte. An seinem Red Bull funktionierte das Energierückgewinnungssystem Kers nicht, dem Australier fehlten dadurch auf jeder Runde für 6,8 Sekunden zusätzliche 82 PS. "So war es schwierig, sich zu verteidigen", sagte Webber.

Trotz des wachsenden Rückstands gibt sich Alonso kämpferisch. "Wir wollen in Brasilien jubeln", sagte er im Hinblick auf die drei letzten Saisonrennen mit dem Finale am 25. November in São Paulo. "Und ich bin sicher, dass wir das machen." Wie er das anstellen will, sagte er nicht.

Während Nico Hülkenberg dem einheimischen Force-India-Team einen achten Platz bescherte, lieferte Mercedes einmal mehr eine peinliche Vorstellung ab. Nico Rosberg musste sich in der Schlussphase noch von Bruno Senna im Williams-Renault aus den Punkterängen werfen lassen und zürnte: "Das kann doch nicht sein, dass die uns hier wegpusten." Und für Altmeister Michael Schumacher wird das Ende seiner Formel-1-Karriere zum peinlichen Desaster. Schon in der ersten Runde schlitzte ihm ein Rivale im Startgetümmel den rechten Hinterreifen auf, drei Runden vor Schluss parkte er den Silberpfeil vorzeitig in der Garage, um das Getriebe nicht zu überlasten. Da hatte er mit Hinterbänkler Heikki Kovalainen im Caterham um Platz 18 gekämpft. "Ein unbefriedigendes Rennen", bilanzierte der siebenmalige Champion. Die einzige Hoffnung der Mercedes-Neuverpflichtung Lewis Hamilton scheint derzeit zu sein: Schlechter kann es nicht werden.