Genf. Der Radsport-Weltverband UCI will nach der Disqualifikation Lance Armstrongs von 1999 bis 2005 keine Ersatzsieger bei der Tour de France präsentieren. Mit der Entscheidung, in den Siegerlisten Lücken zu lassen, weil inklusive des dreimaligen deutschen Tour-Zweiten Jan Ullrich nahezu alle denkbaren Nachrücker belastet waren oder sind, hat die UCI am Freitag ihr Versagen im Anti-Doping-Kampf eindrucksvoll dokumentiert. Zudem fordert die UCI von Armstrong (drei Millionen Euro) und allen anderen betroffenen Fahrern die Rückzahlung ihrer Tour-Prämien.

"Die UCI ist entschlossen, diese schmerzhafte Episode in der Geschichte unseres Sports wiedergutzumachen", sagte der umstrittene Präsident Pat McQuaid in Genf. "Heute ist der Radsport ein völlig anderer Sport als noch in der Zeit von 1998 bis 2005. Die Fahrer unterliegen den innovativsten und effektivsten Anti-Doping-Maßnahmen und -Regularien im Sport." Um die Rolle der UCI im Fall Armstrong zu ergründen, setzt der Verband eine unabhängige Kommission ein. McQuaids Vorgänger Hein Verbruggen soll Armstrongs Doping-Netzwerk lange gedeckt haben.

Nahezu alle, die einst hinter Armstrong unter den Top Ten das Tour-Ziel erreichten, sind oder waren belastet wie Jan Ullrich als Zweitplatzierter 2000, 2001 und 2003 oder 2004 Armstrongs Teamkollege Andreas Klöden (ebenfalls Zweiter). Über sämtlichen Toursiegern der Epoche, ob Armstrong, Ullrich, Bjarne Riis, Marco Pantani, Floyd Landis oder Alberto Contador - ob offiziell noch als Sieger geführt oder nicht - liegt der Schatten des Betrugs. Große Schuld daran trägt McQuaid, der wie 2006 Verbruggen ins Kreuzfeuer der Kritik gerät. Aktuelle und frühere Fahrer wie der dreimalige Tour-Sieger Greg LeMond, Tyler Hamilton (beide USA) und der deutsche Ex-Profi Jörg Jaksche fordern seinen Rücktritt, auch John Fahey, Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA: "Niemand, der in Armstrongs Jahren bei der UCI an verantwortlicher Stelle tätig war, kann noch rechtfertigen, dass er heute weiter im Amt ist."