Uli Hoeneß war in Hochform. Bei einer Veranstaltung in Düsseldorf sprach der Bayern-Präsident dem von ihm zuletzt kritisierten Bundestrainer Löw seine Wertschätzung aus, übte Kritik an Wolfsburgs Coach Magath und bezeichnete Ex-Trainer Klinsmann als „Feind“.

Düsseldorf. Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat die Auseinandersetzung mit Bundestrainer Joachim Löw entschärft und ihm sogar den Rücken gestärkt. „Er ist ein Mann, dessen Arbeit ich sehr schätze. Er hat vier oder fünf Jahre fantastisch gearbeitet“, sagte er am Montagabend vor Vertretern aus Politik und Wirtschaft in Düsseldorf. „Nach dem Griechenland-Spiel bei der Fußball-EM wurde er mit Gott verglichen. Jetzt soll gar nichts mehr sein. Das stört mich.“

Zugleich rückte er nicht von seiner Kritik am Führungsstil bei der Nationalmannschaft ab, nutzte aber das blamable 4:4 im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden nicht, um die Debatte anzuheizen. „Wenn jemand am Boden liegt, trete ich nicht drauf“, erklärte Hoeneß. „Ich habe Löw vorher gewarnt, dass man die Spieler anhalten muss, etwas härter zu spielen, dass er sie härter anpacken muss.“ Mit einer „flachen Hierarchie“ und „Arm in Arm über den Platz“ gewinne man nichts.

Löw hatte nach dem Schweden-Spiel betont, dass er immer offen für sachliche und ehrliche Kritik sei. „Wenn die Vorschläge in eine völlig andere Richtung gehen, dann setzen wir uns auch damit intern auseinander und besprechen diese Ratschläge in unserem Trainerteam. Wir gehen nicht über alles hinweg“, sagte der Bundestrainer. Er würde es gut finden, „wenn man es mir persönlich sagt und nicht über die Medien“. Hoeneß berichtete in Düsseldorf, dass er sich sehr oft mit Löw austausche. Auf die Frage, wie Löw auf seine Kritik reagiert habe: „Er hat es sich angehört.“

Kritik übte Hoeneß an dem früheren Bayern-Cheftrainer Felix Magath, der mit dem VfL Wolfsburg auf den letzten Bundesliga- Tabellenrang abgestürzt ist. „Wenn eine Mannschaft, die so gut besetzt ist wie nie, plötzlich nicht mehr laufen will, sind die Spieler entweder vom Training kaputt oder sie spielen gegen den Trainer.“

Auch beim Magath-Engagement in München (2004 bis 2007) hatte es trotz großer Erfolge einen Stimmungsumschwung gegeben. „Wenn du es mit zwei Titeln in Folge schaffst, 80 Prozent der Spieler gegen dich zu kriegen, dann muss da was nicht stimmen“, sagte Hoeneß. „Das scheint auch das Problem in Wolfsburg zu sein.“ Noch harscher äußerte er sich über den Münchner Ex-Coach Jürgen Klinsmann, der im Frühjahr 2009 nach zehn Monaten wieder gehen musste: „Der ist ein Feind.“

Dagegen ist Hoeneß sehr optimistisch, den aktuellen Trainer Jupp Heynckes in dem für die Winterpause geplanten Gespräch von einer Fortsetzung seiner Tätigkeit überzeugen zu können. „Die Chancen stehen nicht schlecht“, sagte Hoeneß. „Ich kenne meinen Freund Jupp. Er hat Blut geleckt und fühlt sich im siebten Frühling.“

Trotz des 5:0-Kantersiegs des Rekordmeisters am vergangenen Samstag bei Fortuna Düsseldorf nahm der Bayern-Boss den Aufsteiger vor Kritikern in Schutz, die ihm fehlende Bundesliga-Tauglichkeit vorwerfen. „Solche Aussagen sind total ungerecht. Düsseldorf muss aber aufpassen, dass die Euphorie in der Stadt nicht zu groß wird“, warnte Hoeneß. „Fortuna hat zwei Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, wir 70 Millionen. Wenn man damit deutscher Meister werden kann, dann machen wir in München etwas falsch.“