Die geplanten Maßnahmen der Liga stoßen bei den Klubs auf Ablehnung. Es gilt, bis zur Versammlung am 12. Dezember einen Konsens zu finden.

Frankfurt/Main. Das Sicherheitskonzept retten, die Reihen wieder schließen, die Politik und die Fans beruhigen: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will ihren heftig kritisierten Maßnahmenkatalog gegen die Gewalt rund um den Fußball unter allen Umständen vor dem Scheitern bewahren. Zu diesem Zweck wird sich die DFL-Sicherheitskommission mit den Fan- und Sicherheitsberatern der Klubs sowie Fanvertretern treffen. Zudem wird es vor der entscheidenden Liga-Vollversammlung am 12. Dezember eine Informationsveranstaltung für die 36 Profi-Vereine geben. Dort soll ein Zwischenbericht zu möglichen Überarbeitungen des Konzepts vorgelegt werden.

Die DFL will damit verhindern, dass das umstrittene Sicherheitskonzept bei der Vollversammlung abgelehnt wird. In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Klubs erklärt, dass sie mit diversen Punkten nicht einverstanden sind und das Konzept in seiner jetzigen Form ablehnen. Unter den Vereinen waren unter anderem der HSV, der FC St. Pauli, Union Berlin, der VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf. Sollte das Konzept im Dezember abgelehnt werden, könnte das Heft des Handelns bei der Gewalt-Problematik von der Politik übernommen werden. Das möchte der Verband vermeiden.

„Der Ligaverband ist weiterhin der Auffassung, dass er im Rahmen der Verbandsautonomie in Eigenverantwortung zu Lösungsansätzen kommen sollte, die der Besonderheit der Liga und damit auch ihrer Rolle als Veranstalter entsprechen“, äußerte Ligaverbands-Vizepräsident Peter Peters, der die Sicherheitskommission der Liga leitet. Im Konzept der Kommission geht es unter anderem um die Ausweitung von Stadionverboten, die mögliche Einbehaltung von TV-Geldern als Strafe für die Klubs sowie sogenannte „Vollkontrollen“ bei den Zuschauern.

Der „Bild”-Zeitung sagte Peters, er sei davon überzeugt, dass „wir spätestens Ende November zu einer Beschluss-Fassung kommen“, um bei der Vollversammlung ein „tragfähiges Konzept“ beschließen zu können. Peters versuchte zudem, die Wogen zu glätten. „Von Beginn an war vorgesehen, die Rückmeldungen der Klubs bei der Konkretisierung der Maßnahmen mit einzubeziehen“, sagte der 50-Jährige: „Grundsätzlich stellen wir fest, dass alle Klubs die Notwendigkeit sehen, sich mit dem Thema sicheres Stadion zu beschäftigen. Jetzt geht es darum, die Hinweise der Klubs umzusetzen.“

Wie umstritten sein Konzept ist, machen allerdings die Äußerungen seines Vizepräsidenten-Kollegen Harald Strutz deutlich. „Natürlich kann es nicht sein, dass Personen willkürlich kontrolliert werden, vielleicht noch von Personen, die keine Schulung haben“, sagte der Mainzer Klubchef: „Das schürt auch Hass. Es geht darum, Spaß zu haben, mit Kindern zum Spiel zu gehen und sich nicht einer Gefahr ausgesetzt zu sehen.“

Auch in anderer Hinsicht warf Strutz der DFL Knüppel zwischen die Beine. Während der Verband versucht, das Problem ohne die Einmischung der Politik zu lösen, forderte der FSV-Präsident die Politiker mit einer verbalen Attacke geradezu heraus. „Die Politik versucht, die eigenen Versäumnisse auf den Fußball abzudrücken“, sagte das FDP-Mitglied: „Aufgabe des Staates ist es, bei allen Veranstaltungen für Recht und Ordnung zu sorgen und Menschen zu schützen.“

Mit Verwunderung beobachtet der frühere DFB-Sicherheitschef Helmut Spahn die Diskussion. „Es unterhalten sich teilweise Personen über Themen wie Pyrotechnik, Gewalt, Stadionverbote oder Sicherheitsrichtlinien, die von der Materie nullkommanull Ahnung haben“, sagte Spahn dem Magazin „11Freunde”: „Momentan müssen die Verbände aber in der Außendarstellung etwas transportieren, weil der politische Druck wächst, und greifen dabei auf altbekannte Instrumente wie die Verlängerung der Stadionverbotslaufzeiten zurück.“