Lionel Messi und Cristiano Ronaldo prägen einmal mehr den Clasico – Beide erzielen beim 2:2 je einen Doppelpack – Presse jubelt: „Männer aus Gold“

Berlin/Barcelona. Eines Tages, in 20 oder 30 Jahren, werden Kinder mal ihre Eltern fragen: „Hast du sie jemals spielen sehen?“, und die Eltern werden sagen können: „Ja, ich habe sie gesehen.“ Es wird heißen, dass es Anfang des Jahrhunderts zwei der besten Fußballer der Geschichte dieses Sports gab. Pele, Beckenbauer, Cruyff, Maradona, Zidane – sie alle standen fast alleine für ihre Zeit. Cristiano Ronaldo und Lionel Messi spielen in der gleichen Zeit, gar in der gleichen Liga und prägen zudem seit Jahren das wohl bedeutendste Derby der Welt: den Clasico, das ewig junge Duell zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid.

Am Sonntagabend schrieben beide ein weiteres, großes Kapitel an der Geschichte dieses Spiels – und damit auch ihrer eigenen Legende: 2:2 hieß es in der 254. Ausgabe des Clasicos, zwei Tore schoss Barcelonas Argentinier Messi, zwei der Portugiese Ronaldo für Real. Die Kommentatoren überschlugen sich in ihren Einschätzungen: Die beiden seien „von einem anderen Planeten“, sagte Madrids Trainer Jose Mourinho. Es sei einmal mehr „das Duell der Giganten“ gewesen, urteilte die Zeitung „Esto“ aus Mexiko, von zwei „Männern aus Gold“ schrieb die spanische „Marca“.

Reals Mourinho forderte anschließend, die Frage, wer von beiden der Beste sei, sollte „verboten“ werden. Selbst Deutschlands Basketballstar Dirk Nowitzki, der in der fernen NBA nun wirklich mit Superlativen umzugehen weiß, twitterte als Augenzeuge im Camp Nou: „Ein episches Spiel“. Ronaldo traf im sechsten Clasico in Folge - Rekord; Messi erzielte sogar seine Tore 16 und 17 gegen den Rivalen.

Real dominiert lange Zeit das Spiel

Bei allem Spektakel: Das Unentschieden hilft Real angesichts acht Punkten Rückstand auf Barcelona nicht. Immerhin, bei einer Niederlage wäre die Meisterschaft wohl schon zu diesem Zeitpunkt entschieden gewesen, denn elf Zähler Vorsprung hätten sich die Katalanen kaum mehr nehmen lassen. Im Wissen um den Druck, gewinnen zu müssen, dominierte lange Zeit der Gast aus der spanischen Hauptstadt das Geschehen im mit 96.589 Zuschauern gefüllten Stadion Camp Nou und ging durch Ronaldos trockenem Schuss ins kurze Eck verdient in Führung. Barcelona wirkte zu diesem Zeitpunkt konfus und unorganisiert. Und doch war es nur die Ouvertüre zum direkten Duell der beiden Superstars.

Messi konterte gleich doppelt: Noch in der ersten Hälfte glich er mit einem ebenso eiskalten Abschluss aus elf Metern aus, nachdem Real-Verteidiger Pepe ein Fauxpas unterlaufen war. Im zweiten Abschnitt zeigte das Spiel leider seine schon aus der Vergangenheit bekannte, weniger schöne Fratze. Fouls und Gelbe Karten häuften sich. Einem dieser Fouls folgte dann der Freistoß für Barcelona, den Messi wundervoll mit seinem linken Fuß in den rechten Torwinkel schlenzte.

Doch Ronaldo bewies erneut, dass er den alten Vorwurf, in den ganz großen Spielen zu versagen, längst und mehrfach widerlegt hat. Özil mit dem Traumpass in die Gasse, Ronaldo vollstreckte zum Ausgleich. Dass Barcas Stürmer Montoya zwei Minuten vor dem Ende fast noch das Spiel – und wohl auch die Meisterschaft – für Barca entschieden hätte, passte zum skurrilen Verlauf dieses Spiels. Doch davon wollte am Tag später niemand mehr sprechen. „Es war das perfekte Ergebnis für dieses Spiel“, konstatierte Mourinho.

Ronaldo verletzte sich unterdessen leicht. Der Superstar verstauchte sich im Clasico zwar die linke Schulter. Untersuchungen am Montagvormittag bei Ronaldo zuhause durch die Real-Ärzte hätten aber ergeben, dass es sich um keine schwere Verletzung handle.

Ronaldo müsse sich keinen weiteren Tests im Krankenhaus unterziehen. Das teilte der spanische Meister auf seiner Homepage mit. Auch seinem Einsatz am Freitag für die portugiesische Nationalmannschaft steht nichts mehr im Weg.

Ronaldo sollte noch am Montag zum Team nach Óbidos stoßen, für das in Moskau gegen Russland und am darauffolgenden Dienstag (16.) in Porto gegen Nordirland zwei wichtige Qualifikationsspiele für die WM 2014 in Brasilien anstehen. Ronaldo stehe zwar weiter unter Beobachtung, es bestünden aber keine Probleme für die beiden Partien. Darüber habe Real den portugiesischen Verband bereits informiert.