Superstar Dirk Nowitzki gewinnt mit den Dallas Mavericks 89:84 bei Alba Berlin. Beim NBA-Team passt es aber noch nicht in der Feinabstimmung.

Berlin. Wenn auch nur einer der 14 500 Zuschauer in der ausverkaufen O2 World den Menschen Dirk Nowitzki noch nicht gekannt haben sollte - spätestens am Sonnabendabend um kurz nach acht hätte er ihn endgültig kennengelernt: bodenständig, sympathisch und bescheiden. Innerhalb einer knappen Stunde war das Testspiel seiner Dallas Mavericks bei Alba Berlin ausverkauft gewesen, seit Monaten fieberte ganz Basketball-Deutschland dieser Partie entgegen. Also ergriff der deutsche Superstar vor dem Sprungball das Mikrofon und richtete vom Mittelkreis einige Worte an seine Fans: "Ich wollte mich für euer Kommen bedanken. Die vergangenen drei Tage hier in Berlin waren unvergesslich. Hoffentlich wird das Spiel eine Werbung für unseren Sport."

Dieser Wunsch des 34-Jährigen ging in Erfüllung, jeder Zuschauer wird sich an diesen Oktoberabend bestimmt noch lange erinnern - auch wenn der 89:84 (45:39)-Sieg der Gäste nicht zu der von vielen erhofften Nowitzki-Show geworden war. Die Mavericks leisteten sich viele Ballverluste, dem neu zusammengestellten Team fehlte die Feinabstimmung. Dallas trainiert erst seit einer Woche für die Ende Oktober beginnende neue Spielzeit der NBA, die Saison in Deutschland hat bereits begonnen.

Nowitzki erzielte zwar gleich den zweiten Korb für die Gäste - dann aber in der gesamten ersten Halbzeit keinen weiteren mehr. Was auch daran lag, dass er nach einem Fastbreak einen völlig unbedrängten Korbleger unter dem Raunen der Zuschauer vergab. Als er sich später daran erinnerte, musste er schmunzeln: "Der war übel und ein bisschen peinlich. Ich glaube, ich bin zu alt zum Dunken." Zu seiner Entschuldigung verwies er auf seine in diesem Jahr besonders lange Basketball-Pause: "Das war heute mein erstes Spiel seit unserem Play-off-Aus Ende April gegen Oklahoma."

Nachdem sich Dallas Mitte des dritten Viertels mit elf Punkten absetzen konnte, kämpften sich die Berliner wieder heran - 14,2 Sekunden vor Schluss führten die Texaner nur noch mit zwei Zählern. Passend zum Anlass war es dann Nowitzki, der mit zwei verwandelten Freiwürfen den Sieg seines Teams und - einen Tag nach der 91:97-Pleite der Boston Celtics bei Fenerbahce Istanbul - ein bisschen auch die Ehre der NBA rettete.

Berlins deutscher Nationalspieler Yassin Idbihi berichtete, er sei aufgeregt gewesen vor dem Match gegen die Basketball-Millionäre aus Dallas. "Jeder von uns hat doch als Kind Poster von NBA-Spielern im Zimmer hängen gehabt und davon geträumt, in der NBA zu spielen", sagte der Alba-Center. Das werde sich so schnell nicht wiederholen, glaubt Idbihi. "So einen deutschen Basketballer wie Dirk gibt es höchstens alle 50 Jahre."

Nowitzki, der an diesem Abend nie so richtig seinen Rhythmus fand, kam schließlich auf acht Punkte. Sein Berliner Gegenspieler Deon Thompson machte mit 20 Zählern ein stärkeres Spiel - doch auf die Frage, ob die Mavericks ihn deshalb gleich in die USA mitnehmen wollten, antwortete Nowitzki trocken: "Unser Flugzeug ist schon voll." Er war begeistert von der "super Atmosphäre", die er auch auf die gute Leistung der Berliner und das am Ende enge Spiel zurückführte. Auch nach der Schlusssirene zeigte sich Nowitzki - wie schon an den Tagen zuvor - als unprätentiöser Weltstar zum Anfassen: Er warf seine Handtücher in die Menge, gab geduldig Autogramme und beantwortete alle Fragen. Schließlich war der Auftritt mit seinen "Mavs" in Deutschland seit 15 Jahren sein großer Traum gewesen. Den wollte er nun in vollen Zügen genießen und bis zum letzten Moment auskosten.

So verabschiedete sich Nowitzki außer mit einem großen Kompliment für die Gastgeber ("eine wirklich gute Mannschaft") mit der Erkenntnis, dass er gern noch mehr Zeit in seiner Heimat gehabt hätte: "Der Rummel und der Hy pe waren riesig, die Zeit eigentlich viel zu kurz. Normalerweise hätten wir schon vor einer Woche kommen und etwas länger bleiben müssen." Bereits morgen treten die Mavericks in Barcelona auf. 14 500 Basketballfans waren froh, dass er überhaupt gekommen war.

Ob Nowitzki überhaupt noch einmal zurückkehrt und im deutschen Nationalteam spielt, ist fraglich. Mavericks-Teameigner Mark Cuban, der die wichtigsten Momente in Berlin mit der Handykamera festhielt, sprach sich gegen eine Freigabe seines Superstars aus. Dem Sport-Informations-Dienst sagte er: "Bevor ich ihm das erlaube, schieße ich mir lieber in den Fuß."