Der Silberpfeil-Pilot rutscht im Training zum Großen Preis von Japan in Suzuka aus. Sebastian Vettel macht Jagd auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso

Suzuka. Der Ehrgeiz ist immer noch da. Einen Tag, nachdem er das bevorstehende Ende seiner Formel-1-Karriere verkündet hatte, riskierte Michael Schumacher beim ersten Training zum Großen Preis von Japan in Suzuka (Sonntag, 8 Uhr, RTL und Sky live) alles, rutschte mit seinem Silberpfeil von der Piste - und landete in einem Reifenstapel. "Der Einschlag war relativ minimal", sagte Schumacher, der sich bei einem Streckenposten mit einem freundlichen Klaps schon mal verabschiedete.

Obwohl die Weltmeisterschaft mit dem Titelkampf zwischen Fernando Alonso, Sebastian Vettel und Außenseiter Lewis Hamilton in die entscheidende Phase geht, galt das Interesse allenthalben dem Altmeister. Schumacher wurde auf Schritt und Tritt begleitet, als würde der 43-jährige Rekordweltmeister über Nacht zu entscheidenden Erkenntnissen bezüglich seiner Zukunft gelangt sein. Schumacher lächelte - und schwieg. "Wir wissen doch alle, dass es mal Zeit ist zu gehen", meinte der Mercedes-Pilot nur und demonstrierte mit Gesten der Erleichterung, dass er die richtige Entscheidung getroffen zu haben glaubt.

Bei den Kollegen kam so etwas wie Wehmut auf. Sebastian Vettel prognostizierte: "Man wird ihn nicht ganz verlieren." Eine Aufgabe bei Mercedes, eine Auszeit oder gar Testfahrer für den Reifenlieferanten Pirelli sind nur einige der diskutierten Möglichkeiten. "Wenn er sich in den Schweizer Bergen langweilt, werden wir sicherlich etwas für ihn finden, auch wenn wir keine 20 Millionen Euro im Jahr für ihn aufwenden können", sagte Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bestätigte, dass es bereits Gespräche gegeben habe, es sei allerdings "noch keine Entscheidung gefallen". Bis zum Saisonfinale am 25. November in Brasilien will sich Schumacher allerdings auf die letzten sechs Rennen seiner Karriere konzentrieren. Wenigstens einmal möchte er noch aufs Podium. In Japan dürfte das schwierig werden, da der Formel-1-Senior nach seinem Auffahrunfall in Singapur um zehn Startplätze strafversetzt wurde.

Sebastian Vettel, der bislang 165 WM-Punkte gesammelt hat, muss nach seinem Sieg in Singapur an diesem Sonntag beim japanischen Grand Prix in Suzuka die Aufholjagd auf den führenden Ferrari-Piloten Fernando Alonso (194 Punkte) fortsetzen. Nach müdem Start ("Heute bin ich wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden") und einem 17. Platz im ersten freien Training langte es am japanischen Nachmittag immerhin noch zur drittschnellsten Tageszeit hinter seinem Teamkollegen Mark Webber (132 Punkte) und dem WM-Vierten Lewis Hamilton (142). Alonso blieb als Tagesfünfter hinter dem überraschend starken Nico Hülkenberg im Force India wie üblich in Sichtweite.

Nach den Eindrücken vom Freitag gehen die Red Bull und McLaren mit den größten Chancen ins Rennen. Hamiltons Teamkollege Jenson Button wird allerdings am Sonntag wegen eines Getriebewechsels um fünf Startplätze zurückversetzt.

Freies Training (5,807 Kilometer): 1. Webber (Australien) Red-Bull-Renault 1:32,493 Minuten, 2. Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 1:32,707, 3. Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 1:32,836, 4. Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 1:32,987, 5. Alonso (Spanien) Ferrari 1:33,093, ... 10. Schumacher (Kerpen) Mercedes 1:33,750, 11. Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:33,866, 21. Glock (Wersau) Marussia-Cosworth 1:36,194.