Céline Closset hat in ihrem Klub eine Führungsrolle übernommen

Hamburg. Wer den Trainer der Bundesliga-Hockeydamen des Harvestehuder THC um eine Einschätzung seines wichtigsten Neuzugangs bittet, der erhält eine Antwort, die mit Sport in erster Linie nichts zu tun hat, aber dennoch einiges über den Charakter der Céline Closset sagt. "Als sie im März für ein Wochenende bei uns war, um das Team kennenzulernen, sprach sie kein Wort Deutsch, und ich dachte: 'Das wird ja spannend.' Und jetzt versteht sie alles und kann sehr passabel reden. Diese Einstellung zum Lernen ist Wahnsinn", sagt Manuel Altenburg.

Céline Closset lächelt verlegen, wenn sie solche Sätze hört. Die 25 Jahre alte Belgierin kann nichts Besonderes daran finden, eine Sprache, mit der sie bis dato keine Berührungspunkte gehabt hatte, innerhalb von vier Monaten gelernt zu haben. Deutsch sei dem Flämischen, das neben Französisch ihre Muttersprache ist, in Grammatik und Satzbau ähnlich. Außerdem habe sie doch einen vierwöchigen Intensivkurs belegt. Anfangs half ihr Aline Reinecke, die Französisch spricht, wenn sie bei den Ansprachen des Trainers nicht mitkam. Aber die anderen Teamkolleginnen hat Céline Closset angewiesen, nur Deutsch mit ihr zu reden.

Wahrscheinlich ist es diese Selbstdisziplin, gepaart mit einem Schuss Abenteuerlust und der Freude am Lernen, die dazu geführt hat, dass die gebürtige Brüsselerin innerhalb der ersten fünf Saisonspiele eine wichtige Rolle beim Aufsteiger übernommen hat. Sie ordnet das Spiel im Mittelfeld, ist dank ihrer Athletik immer anspielbar und agiert als Schaltzentrale zwischen Abwehr und Angriff. Dass sie mit ihrem Spiel noch nicht zufrieden ist, versteht sich von selbst, obwohl ihre Zeit vor allem in der Hallensaison kommen soll. Schließlich spielt sie unterm Dach auch für Belgiens Nationalteam; dort wurde sie vom damaligen HTHC-Damentrainer Stephan Platz bei der C-EM im Januar entdeckt. "In der Halle kommt mein taktisches Spielverständnis besser zur Geltung", sagt sie. Auf dem Feld müsse sie sich an das höhere Niveau der Bundesliga noch gewöhnen. "Mit dem HTHC würden wir in Belgien um den Titel spielen, hier geht es gegen den Abstieg. In Belgien kamen meine Pässe stets an, hier nicht, das will ich ändern."

Bis Ende Februar hat sie Zeit dazu. Im März müsste sie eigentlich in Belgien ihr Medizinstudium abschließen. "Aber momentan fühle ich mich hier so wohl, dass ich am liebsten länger bleiben würde", sagt sie. Auf Vermittlung des HTHC absolviert die Tochter eines Ärztepaars ein Praktikum am Volksdorfer Amalie-Sieveking-Krankenhaus. Ihre Berufung sieht sie im Kampf gegen Krebs, einen Onkologie-Praktikumsplatz in Hamburg sucht sie noch. Ihr Glück wäre perfekt, wenn sie dann noch eine Kneipe findet, die ihr geliebtes "Chimay bleue"-Bier ausschenkt. Feiern und Biertrinken, sagt Closset, gehöre zum Amateursport dazu. "Wer hart trainiert, darf auch feiern", sagt sie. Deshalb wird sie alles dafür geben, den Klassenerhalt zu sichern. Der wäre der schönste Grund für eine Party.