Golf ist ein seltsames Spiel. Mit einem Schlag kann sich alles verändern, manchmal auch zum Guten. Martin Kaymer hat es am Sonntag erlebt. Sein letzter Putt bedeutete nicht nur Europas Sieg über die USA bei dem nicht minder sonderbaren Erdteilkampf namens Ryder-Cup, sondern auch den Sieg der Emotionen über die Selbstkontrolle. Statt wie bei bisherigen Triumphen dezent die Kappe zu lupfen, sprang der Düsseldorfer, der seit Monaten mit seiner Form gehadert hatte, wie ein Fußballer den Mitspielern in die Arme.

Viel fehlte ja nicht, jedenfalls nicht das Talent, und Kaymer hätte bei Fortuna Düsseldorf als Stürmer Karriere gemacht. Bis er im Alter von 15 Jahren merkte, dass er sich lieber auf sich selbst verlässt und nicht von den Leistungen anderer abhängig sein will. Bisher hat sich Kaymer, 27, nur selten enttäuscht. Im vergangenen Jahr führte er erstmals die Weltrangliste an.

Mit Fußballspielen vertreibt sich der Golfer gelegentlich noch immer die Zeit - und mit Laufen, Radfahren, Schwimmen, Squash, Basketball. Selbst beim Gokartfahren hält er sich nicht zurück, obwohl er sich dabei 2009 an seinem US-Zweitwohnsitz in Scottsdale (Arizona) den Fuß gebrochen hat. "Dabei kann ich aus mir herausgehen."

Auf dem Golfplatz wird man künftig wohl wieder den besonnenen Martin Kaymer sehen. Der Sport, sagt er, habe ihn zur Ruhe kommen lassen. Bei ihm ist das kein Widerspruch.