Philipp Köster ist zum zweiten Mal Windsurfweltmeister. Nun will er endlich auf Sylt gewinnen

Hamburg/Westerland. Das letzte Mal, als Philipp Köster nach einem Heat - einem Weltcuprennen - aus dem Wasser kam, wusste er, dass er verloren hatte. Er hatte eine gute Welle erwischt, war dann aber zu weit abgetrieben und hatte aufgrund des schwachen Windes im dänischen Klitmöller keine Chance mehr, in die Wellen zurückzukommen. Das Gefühl, nicht als Sieger eines Finallaufs das Wasser zu verlassen, ist ungewohnt für Köster, den 18-Jährigen, der trotz dieser einen Niederlage gerade zum zweiten Mal in Folge Weltmeister im Windsurfen geworden ist. Im vergangen Jahr verlor er gar nicht, und bis zum vergangenen Wochenende war er auch in diesem Jahr ungeschlagen. "Es war zu wenig Wind, und mein Gegner wiegt fast dreißig Kilo weniger als ich", sagt Köster, "das kann schon entscheidend sein. Aber so ist der Wettkampf, es ist unwahrscheinlich, dass ich immer gewinne."

Trotzdem nervt es den 90-Kilo-Mann, wenn er verliert, obwohl er wenige Stunden später den WM-Titel mit einigen Surfkollegen und seinem Vater, einem gebürtigen Hamburger, der stets auf der Tour dabei ist, in einem Restaurant feiern konnte. Die eine Niederlage ist jedoch auch zusätzliche Motivation für den am heutigen Sonnabend startenden Reno Windsurf-Weltcup auf Sylt, der letzten Station der WM-Tour. Auf Sylt hat Köster noch nie gewonnen. Im Vorjahr, als er hier zum ersten Mal die WM-Trophäe verliehen bekam, gab es keinen Wind und keine Wellen. Köster konnte den Fans am Brandenburger Strand nicht zeigen, zu was er auf dem Wasser fähig ist. Das soll in diesem Jahr anders werden, laut Vorhersage werden die Wellen eine Höhe von drei bis vier Metern haben, die Windgeschwindigkeit liegt bei 30 Knoten.

Seit Dienstag ist Köster, der auf Gran Canaria geboren wurde und dort das Surfen gelernt hat, auf Sylt und bereitet sich auf den Wettkampf vor. "Ich freue mich sehr", sagt er. "Ich starte für Deutschland und möchte endlich vor heimischem Publikum gewinnen. Aber es ist eines der schwierigsten Events, man braucht etwas Glück und darf sich keinen Fehler erlauben."

Die Siegerehrung am nächsten Wochenende interessiert Köster nur am Rande, er ist nicht der Typ, der sich auf Partys herumtreibt. Er will surfen - und gewinnen. Die Motivation, den Titel in diesem Jahr zu verteidigen, sei riesig gewesen, sagt er. "Das erste Mal Weltmeister zu werden ist sehr besonders, das zweite Mal ist es besonders schwer." Seine Gegner pushen sich zu Höchstleistungen, wenn sie gegen Köster antreten, der Druck liegt auf ihm, weil alle immer wieder Wunderdinge von ihm erwarten. Schließlich hält er mit 18 Metern den Weltrekord für den höchsten Sprung, er ist der Einzige, dem der Triple Loop, ein dreifacher Salto, zugetraut wird. "Ich habe schon zweidreiviertel Drehungen geschafft, bin dann aber auf dem Rücken gelandet. Das tut weh, aber ich arbeite weiter daran." Dabei wird er nur ungern auf seine Sprünge reduziert. Sein persönliches Saison-Highlight war der Wettkampf auf Teneriffa, weil er dort neue spektakuläre Manöver beim "Abreiten" in der Welle zeigen konnte. Auch auf Sylt wird es nichts werden mit dem Dreifachsalto, dafür ist der Wind nicht stark genug, die Wellen zu klein.

Doch Köster hat auch nach der WM Großes vor. Er nimmt an der RedBull-Stormchase teil. Die zehn besten Wellensurfer der Welt warten auf den perfekten Sturm mit mindestens 100 km/h Windgeschwindigkeit. Sie werden dann an den jeweiligen Ort geflogen, um im Sturm zu surfen. "Das werden verrückte Bedingungen", sagt Köster ohne Angst. "Der Nervenkitzel ist noch größer." Nervenkitzel bereiten dem eher schüchternen Surfer jedoch auch die rund 200 000 Zuschauer auf Sylt, die in den kommenden Tagen spektakuläre Aktionen von ihm erwarten.