Gladbach spielt bei AEL Limassol nur 0:0 zum Auftakt der Europa League – Trainer Favre: „Nach dem Spiel ist es einfach, zu kritisieren“

Nikosia. Lucien Favre war fast schon auffallend entspannt. Der Schweizer nahm die gefühlte Niederlage zum Auftakt der Europa League für seine Verhältnisse ungewöhnlich locker auf. „Es war ok. Sie sind viel gelaufen, sie haben viel gekämpft. Wir haben probiert das Spiel zu machen, aber wir müssen auch sehen, dass wir die Chancen nicht genutzt haben“, sagte Favre nach dem 0:0 zum Auftakt der Europa League bei AEL Limassol. Es sei zwar schade, dass es am Ende nicht gereicht habe. Es sei aber auch schwierig, beim zyprischen Meister zu gewinnen.

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Dass Favre kräftig rotiert und gleich fünf Neue gebracht hatte, trug kräftig dazu bei, dass die bessere B-Elf der Borussia den Start in das Abenteuer Europa League verpatzte. Oscar Wendt hätte die späteren Diskussionen mit einem Elfmeter-Schuss ersticken können. Doch der Schwede vergab in der achten Minute der Nachspielzeit vom Punkt. Ein Tor hätte die Leistung geschönt, vor allem aber auch kaschiert, dass eine völlig neu formierte Borussia ebenso wenig wie die erste Wahl auf Anhieb funktionieren kann.

Manöver nicht alle nachvollziehbar

In Zeiten der „englischen Wochen“ wäre ein mühsamer Sieg beim vermeintlich leichtesten Gegner der Gruppe spätestens 24 Stunden danach schon vergessen gewesen. Doch Favre ging ein hohes Risiko ein. Aufgrund der für die Mannschaft ungewohnten Belastung verständlich. Doch waren seine Manöver nicht in allen Punkten nachvollziehbar. Ob er denn glaube, dass er zu viel gewechselt habe? „Nein, überhaupt nicht. Nach dem Spiel ist es einfach, zu kritisieren“, sagte Favre nur.

Dafür redete sich Manager Max Eberl zu der Frage in Rage, ob man den Sieg durch das muntere Wechselspiel verschenkt habe. „Die Leute, die das sagen, haben keine Ahnung. Wenn man einem Trainer, der hier 18 Monate fantastisch arbeitet, eine Entscheidung übel nimmt. Ein Trainer, der tagtäglich mit der Mannschaft trainiert, tagtäglich die Jungs sieht und das Gespür hat, was das Beste am heutigen Tage ist“, sagte Eberl.

Hätte, wenn und aber: Natürlich ist es müßig, darüber zu diskutieren, was gewesen wäre. Ob der etatmäßige Schutze Filip Daems den Elfmeter verwandelt oder Juan Arango mehr Kreativität ins Gladbacher Spiel oder Luuk de Jong die ersten Großchancen genutzt hätte, die Alexander Ring und Mike Hanke vergaben – unter dem Strich steht das torlose Remis der schwächeren Art. „Wenn wir mit der Stammelf gespielt und verloren hätten, wäre das Palaver noch größer gewesen“, sagte Martin Stranzl, der ebenfalls Opfer der Rotation wurde.

Wendt nimmt Fehlschuss mit Humor

Der Unglücksrabe Oscar Wendt ließ sich die Enttäuschung kurz nach dem Fehlschuss zumindest nicht anmerken. „Zwei Millimeter tiefer und er wäre drin gewesen. Manchmal trifft man, manchmal nicht“, sagte Wendt und nahm das Missgeschick mit Humor. „Das Leben endet nicht mit einem verschossenen Elfmeter. Genauso wenig hört man nach so etwas mit dem Fußball auf. Dann gäbe es keine Spieler mehr“, sagte er und stellte fest, das sein Fauxpas typisch für das Spiel gewesen sei.

Ein Spiel, dass die Borussia zwar optisch dominierte, aber nicht wirklich prägte. „Natürlich gibt es viel zu verbessern. Die Ballannahme muss schneller sein. Und die Technik zu verbessern, braucht viel, viel Zeit“, sagte Favre. Viel davon haben sie nicht bis zum nächsten Spiel am Sonntag bei Bayer Leverkusen. Da wird dann wohl zurück rotiert.

Die Statistik

Limassol: Degra - Airosa, Dosa Junior, Parpas, Maykon (76. Luciano Bebe) - Dede, Nicolaou - Rui Miguel - Edmar (71. Paulo Sergio), Vouho (58. Orlando Sa), Gilberto. - Trainer: Christodoulou

Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Brouwers, Dominguez, Wendt - Nordtveit, Cigerci - Herrmann, Ring (79. Rupp) - Hanke (82. De Camargo), Hrgota (46. Xhaka). - Trainer: Favre

Schiedsrichter: Duarte Gomes (Portugal)

Zuschauer in Nikosia: 10.000

Beste Spieler: Vouho, Rui Miguel - ter Stegen, Herrmann

Gelbe Karten: Rui Miguel, Dosa Junior, Parpas, Paulo Sergio - Herrmann

Besonderes Vorkommnis: Wendt schießt Handelfmeter an die Latte (90.+8)

Torschüsse: 8:17

Ecken: 5:8

Ballbesitz: 50:50 Prozent