Jonas soll bei den Hockeyherren des Uhlenhorster HC seinen älteren Bruder Moritz ersetzen

Hamburg. Vor zehn Tagen hatte Jonas Fürste einen ganz besonderen Termin. Als Praktikant durfte der Medienmanagement-Student den von TV-Moderator Reinhold Beckmann inszenierten "Tag der Legenden" am Millerntor hinter den Kulissen miterleben. Trotz seiner Leidenschaft für den HSV fühlte sich der 25-Jährige in der Heimat des FC St. Pauli wohl: "Da ich mich im Studium auf Sportevents spezialisiert habe, war dieser Tag perfekt für mich."

Arbeiten mit Legenden - für Jonas Fürste ist das nichts Neues, er kennt das vor allem aus seinem Sport. Er ist Bundesliga-Hockeyspieler beim Uhlenhorster HC, ein erfolgreicher Stürmer mit Zug zum Tor und dem nötigen Instinkt, doch wer den Namen Fürste hörte, dachte bislang eher an Moritz. Der Doppelolympiasieger, Welt- und Europameister ist Jonas' zwei Jahre älterer Bruder, und weil er auch durch seine extrovertierte Art der Spiel- und Mannschaftsführung herausstach, blieb für den "Kleinen" oft nur die Nebenrolle.

Doch in dieser Saison ist alles anders beim UHC, denn Moritz Fürste spielt für ein Jahr beim Club de Campo in Madrid, und um diesen Verlust aufzufangen, soll nun sein Bruder eine der Hauptrollen übernehmen. Gemeinsam mit Tom Mieling übt er das Amt des Mannschaftskapitäns aus. Zum Saisonstart am vergangenen Wochenende trug er die Binde, an diesem Wochenende in den Derbys gegen den Harvestehuder THC (Sa, 17 Uhr) und den Club an der Alster (So, 16.30 Uhr) ist Mieling dran. Ihm kommt als freiem Innenverteidiger eher der lautstarke, dirigierende Part zu. Jonas Fürste ist für die Gespräche abseits des Platzes, also das Innenverhältnis im Team, zuständig, zudem leitet er vor Spielen das Aufwärmen. "Emotionale Führung" heißt das im Jargon von Cheftrainer Martin Schultze. "Alle lieben Joni", sagt Mieling.

Jonas Fürste muss schmunzeln, wenn er diese Einordnungen hört. Es stimme schon, dass er sich mit jedem Spieler gut verstehe und zwischen Jung und Alt ausgleichend wirke. Während sein Bruder sich ausdauernd und lautstark mit der Mutter streiten könne, habe er das ruhige, integrative Gemüt seiner Großmutter geerbt. Dennoch macht jeder einen Fehler, der den Torjäger unterschätzt oder als "zu weich" abstempelt. Er weiß, was er will, und er ist auf dem Platz beharrlich und bestimmt, wenn es um das Erreichen der teaminternen Ziele geht.

Natürlich wird Jonas Fürste seinen Bruder vermissen, mit dem er sich früher in vielen Sportarten duellierte, im Hockey aber immer im selben Team spielte. Allein schon, weil er sich auf Reisen nun das Zimmer mit Moritz Falcke teilt - der allerdings ist seit fast fünf Jahren sein Winterhuder WG-Partner. Aber eins will er klarstellen: Niemand solle behaupten, dass er sich nun aus dem Schatten seines Bruders spielen könne. "Ich habe immer von Mo profitiert, und weil ich eine andere Position spiele, konnte ich mich problemlos entwickeln. Ich war nie neidisch auf ihn und habe mich nie in seinem Schatten gesehen." Deshalb will er auch nicht versuchen, die Führungsrolle des Bruders zu imitieren, sondern eigene Akzente setzen. Auf diese Interpretation darf man gespannt sein.