Bulgare verteidigt EM-Titel im Schwergewicht in Hamburg

Hamburg. Es ist eine große Hürde, die Kubrat Pulev am 29. September in der Sporthalle Hamburg nehmen muss, und das liegt nicht in erster Linie daran, dass er zum ersten Mal seinen EM-Titel im Schwergewicht verteidigt, sondern an seinem Gegner. 202 cm und 140 kg misst der Russe Alexander Ustinow, und Pulev muss lange überlegen, um sich an einen Herausforderer zu erinnern, dessen Körpermaße noch gewaltiger waren. Dann fällt ihm der Russe Jewgeni Orlow ein, den er vor zwei Jahren besiegte. "Der war sogar 2,06 Meter groß, aber nicht so schwer."

Wer Pulev bei seinen in respektablem Deutsch vorgetragenen Sätzen beobachtet, der gewinnt vor allem einen Eindruck: dass es ihm egal ist, ob sein Gegner groß, klein, dick oder dünn ist, weil er auf seine eigene Stärke vertraut. Er ist ja auch wer: Nach 300 Amateurkämpfen wurde er vor drei Jahren Profiboxer beim Berliner Sauerland-Team. Alle 16 Kämpfe gewann er seitdem, und nach dem Sieg über den früheren Hamburger Hoffnungsträger Alexander Dimitrenko im Mai ist er der erste Bulgare, der als Profi im Schwergewicht den EM-Titel gewinnen konnte.

Deshalb ist er nicht nur in seiner Heimatstadt Sofia ein Star, sondern im ganzen Land, seine Kämpfe werden live im Fernsehen übertragen. Auch die Liaison mit dem nationalen Popstar Andrea, bürgerlich Teodora Rumenova Andreeva, sorgt für Aufsehen. Die Sängerin darf die Kämpfe ihres Liebsten nur via TV verfolgen. "Am Ring hat sie zu viel Stress, und das hilft mir dann auch nicht", sagt Pulev.

Schlägt er Ustinov, könnte 2013 eine WM-Chance gegen dessen Chef warten, denn der Russe wird von den Klitschko-Brüdern und deren Promotionfirma K 2 East vermarktet. So weit möchte der 31-Jährige jedoch nicht denken. "Für mich zählt jetzt nur Ustinov", sagt er. Vielleicht will er aber auch einfach nur Zeit gewinnen, um den Klitschkos gemeinsam mit seinem Bruder gegenübertreten zu können. Terwel Pulev gewann in London Olympiabronze im Schwergewicht, möchte aber zunächst in der semiprofessionellen Weltserie WSB sein Glück versuchen. Ihn vom Profigeschäft zu überzeugen könnte die höchste Hürde werden.