Schwere Zeiten für Trainer Markus Babbel bei 1899 Hoffenheim. Nach drei Spieltagen ohne Punkt will er nun seinen Manager-Posten abgeben. Ex-Bayern-Sportdirektor Nerlinger und Andreas Müller, von 2006 bis 2009 bei Schalke 04, sollen Kandidaten für die Nachfolge sein.

Hoffenheim. Am Morgen nach der 3:5-Schmach beim SC Freiburg herrschte Gesprächsbedarf. Bevor die Profis des neuen Bundesliga-Schlusslichts TSG 1899 Hoffenheim auf dem Klubgelände in Zuzenhausen zur Bewegungstherapie antraten, sah sich Trainer Markus Babbel als Psychologe gefordert. Auf die im Halbkreis vor ihm stehenden Spieler redete mit Händen und Füßen der 40-Jährige ein, der künftig nur noch Fußballlehrer sein will und nicht mehr zusätzlich auch noch Sportdirektor. „Weil mir die Arbeit als Trainer mehr Spaß macht als der Managerposten“, erklärte der in die Kritik geratene Babbel. Mit der sportlichen Situation habe seine Entscheidung nichts zu tun.

Ex-Bayern-Manager Christian Nerlinger und Andreas Müller, von 2006 bis 2009 bei Schalke 04, sollen laut "kicker" die Kandidaten für die Nachfolge sein. Nach Informationen der „Sport-Bild“ wird Müller die Aufgaben als Sportdirektor übernehmen. Noch in dieser Woche solle Müller vorgestellt werden, meldete die Zeitschrift. Von der TSG war keine Auskunft zu Namen zu bekommen. „Wir sind auf der Suche und haben auch Gespräche mit den Kandidaten geführt“, sagte Babbel nur. Neben Präsident Peter Hofmann, Mäzen Dietmar Hopp und Geschäftsführer Alexander Waldi gehört Babbel der Findungskommission an.

Um seinen derzeit zweifelhaften Spaß als Trainer, der bei vier Pflichtspiel-Niederlagen und 15 Gegentoren in der noch jungen Saison masochistische Züge trägt, muss Babbel bis auf weiteres nicht fürchten. „Wir haben schon vorher gesagt, dass weder Freiburg noch Hannover Schicksalsspiele für den Trainer sein werden“, betonte TSG-Geschäftsführer Alexander Waldi. Schon vor dem Baden-Derby, dem sich am kommenden Sonntag das Heimspiel gegen den Tabellendritten Hannover 96 anschließt, hatte TSG-Mäzen Hopp Babbel das Vertrauen ausgesprochen.

Viel Schatten, wenig Licht

Dass die Halbwertzeit von solchen Jobgarantien im schnelllebigen Fußballgeschäft kurz sein kann, hatte in der Vorsaison Babbels Vorgänger Holger Stanislawski erlebt. Eine Woche nach der verbalen Rückenstärkung durch Hopp befand sich der als Hoffnungsträger geholte Coach im Zwangsurlaub. Ein Schicksal, das auch Babbel drohen könnte. „Wir brauchen in absehbarer Zeit ein Erfolgserlebnis in Form von Punkten. Aber ich glaube, dass die Arbeit des Trainers auch dahin führen wird. Wir haben ja gestern auch nicht nur Schatten, sondern auch Licht gesehen“, sagte Waldi am Montag.

Etwas Helligkeit ins trübe Gesamtbild brachten die drei Auswärtstore, aber der Schatten überwog bei weitem. Die Abwehrarbeit spottete jeder Beschreibung. Es könne nicht sein, dass Gegenspieler trotz klarer Zuordnung einfach frei stehen, „unabhängig davon, ob der Torwart die Bälle hätte runter fangen können“, rügte Babbel das gesamte Defensivverhalten und nahm damit Schlussmann Tim Wiese aus dem Zentrum der Kritik. Der Ex-Nationalspieler strahlte Unsicherheit aus und unterlief vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw drei Flanken, zweimal führten seine Fehlgriffe zu Gegentoren.

Wiese Vertrauen ausgesprochen

Für Babbel kein Grund, an der Qualität des von ihm nach Hoffenheim geholten und zum Kapitän bestimmten Schlussmanns zu zweifeln. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich an meine Zeit erinnern kann, als ich auch Fehler gemacht habe, die zu Niederlagen geführt haben. So etwas passiert, aber jetzt geht es weiter“, fasste Babbel sein Gespräch mit Wiese zusammen. Der sonst so redselige Torhüter verweigerte auch am Montag jeden Kommentar zu seiner vogelwilden Vorstellung.

Der bislang ebenfalls enttäuschende Zugang Erin Derdyiok zeigte dagegen Selbstkritik. „Eine Mannschaft mit Spielintelligenz lässt sich nicht so abschlachten“, sagte der Stürmer ohne Durchschlagskraft. „Wir müssen alle zusammen sehen, dass wir weniger Tore bekommen.“ Babbel stellte er ein gutes Zeugnis aus: „Der Trainer macht seinen Job überzeugend.“ Dessen Bilanz in Hoffenheim ließe andernorts bei Sportlichen Leitern die Alarmglocken schrillen. In 18 Pflichtspielen unter Babbel gewann Hoffenheim nur viermal.