Favorit Björn Goop aus Schweden nach Kopf-an-Kopf-Rennen Zweiter. Roland Hülskath verpasst als Neunter die WM-Qualifikation

Hamburg. Bei der Siegerehrung gab es viel Beifall, aber gewisse Kommunikationsprobleme. Der neue und alte europäische Berufsfahrer-Champion spricht kein Deutsch und auch kein Englisch, nur Italienisch. Wie sollte man den Besuchern auf der Hamburger Trabrennbahn die Empfindungen von Enrico Bellei im Moment des Triumphes vermitteln?

Doch dann gab es jemanden, der als Dolmetscher in die Bresche sprang. Holger Ehlert aus Essen, vor Jahren nach Italien ausgewandert und derzeit Trainerchampion des Landes, trat vor das Mikrofon. Jetzt merkte man beim Siegerinterview: Der 49 Jahre alte Enrico Bellei ist begeisterungsfähig, temperamentvoll, er freute sich riesig über den Titelgewinn, den er in der Endabrechnung mit vier Punkten Vorsprung vor dem favorisierten Schweden Björn Goop perfekt machte. Bellei und Goop beherrschten die Meisterschaften.

Mit zwei Siegen hatte Bellei schon am ersten Veranstaltungstag die Grundlage für den erneuten EM-Titelgewinn gelegt, sodass er sich gestern mit mehreren guten Platzierungen begnügen konnte. Der gebürtige Florentiner, mit 7900 Karrieresiegen erfolgreichster Fahrer im Feld, sagte bei der Siegerehrung: "Ich bin sehr stolz, hier in Hamburg meinen Titel verteidigt zu haben. Es war ein großartiges Duell mit meinem schwedischen Fahrerkollegen Björn Goop. Wir hatten ein exzellentes Geläuf und eine beeindruckende Gastgeber-Stadt. Ich würde gern wieder hierherkommen."

Der deutsche Vertreter Roland Hülskath (Mönchengladbach), Europameister von 2008, stand derweil mit ernster Miene abseits vom Geschehen. Der 37-Jährige war mit den beiden EM-Tagen am Volkspark unzufrieden und verpasste das Siegerpodest deutlich. Letztendlich verfehlte er mit Rang neun im Gesamtklassement auch noch die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2013, nachdem er sich vorher noch sehr optimistisch zu seinen Chancen geäußert hatte. Doch um auf noch höherer Ebene mitmischen zu können, hätte Hülskath unter die ersten sechs Fahrer kommen müssen.

Der Veranstalter zog nach seiner EM-Premiere ein positives Fazit - was den Sport angeht. Hamburgs Geschäftsführer Jan Kleeberg sagt: "Wir haben eine tolle EM gesehen. 4000 Zuschauer an beiden Tagen sind beachtlich." Dennoch ist es schwierig, den Trabrennsport künftig wieder populärer zu machen. Rund 180 000 Euro Umsatz sind ein nicht gerade umwerfendes finanzielles Ergebnis.

Endstand der Traber- Europameisterschaft: 1. Enrico Bellei (Italien) 92,0 Punkte, 2. Björn Goop (Schweden) 88,0, 3. Gerhard Mayr (Österreich) 70,0 Punkte, 4. Pierre Vercruysse (Frankreich) 60,0, 5. René Kjaer (Dänemark) 59,0, 6. Mika Forss (Finnland) 58,0, 7. Antonio Frontera Pocovi (Spanien) 54,5, 8. Eirik Hoitomt (Norwegen) 52,0, 9. Roland Hülskath (Deutschland) 48,0, 10. Noel Baldacchino (Malta) 36,0, 11. Csaba Lakatos (Ungarn) 33,0, 12. Marc Huygens (Belgien) 25,5.