Eine defekte Lichtmaschine wirft den zweimaligen Formel-1-Weltmeister in Italien aus dem Rennen. Hamilton siegt, Alonso baut WM-Führung aus

Monza. Wütend kletterte Sebastian Vettel aus seinem kaputten Red Bull, stapfte zurück zur Box und mochte die tröstenden Worte seiner Chefs kaum noch hören. "Schade. So ist das manchmal", knurrte der Formel-1-Titelverteidiger. Eine defekte Lichtmaschine hatte Vettel in Monza fünf Runden vor Schluss gestoppt, in der WM rutschte der Hesse auf Rang vier zurück.

Auf dem Podium lauschten nach dem Großen Preis von Italien stattdessen Sieger Lewis Hamilton (McLaren), der Überraschungszweite Sergio Pérez (Sauber) und Ferrari-Star Fernando Alonso dem Triumphmarsch. Dank einer starken Aufholjagd von Startplatz zehn baute der Spanier seine Gesamtführung aus und filmte danach übermütig mit einer TV-Kamera die jubelnden Tifosi. "Es war sicher nicht einfach, aber wir hatten das schnellste Auto. So wollen wir jetzt weitermachen", rief Alonso in die feiernde Menge.

Mit 179 Punkten hat der zweimalige Champion nun 37 Zähler Vorsprung auf den neuen Zweiten Hamilton (142). Dritter ist jetzt Kimi Räikkönen (141), der im Lotus hinter dem zweiten Ferrari-Piloten Felipe Massa (Brasilien) Fünfter wurde, erst dann folgt Vettel mit 140 Punkten.

"Wir haben weiter unsere Chancen", urteilte Vettel sieben Rennen vor dem Saisonende. Für den zweimaligen Weltmeister war es der zweite Ausfall des Jahres wegen Problemen mit der Lichtmaschine. Auch Teamgefährte Mark Webber, zuvor WM-Dritter, kam nicht ins Ziel.

"Eine Riesenschande. Das Ganze ist frustrierend", schimpfte Teamchef Christian Horner. Renault übernahm später die Verantwortung für Vettels Ausfall. "Wir entschuldigen uns bei Red Bull, denn das setzt uns in der Weltmeisterschaft ganz klar zu", sagte Ingenieur Cyril Dumont. Die Lichtmaschine habe in der vorgeschriebenen Bandbreite gearbeitet. Dennoch habe sich das Teil überhitzt und die Stromversorgung abschaltet. Das Problem habe bis zum nächsten Rennen am 23. September in Singapur absolute Priorität, teilte der Hersteller mit.

Zuvor hatte sich Vettel bereits über die Rennkommissare geärgert, die ihn nach einem harten Verteidigungsmanöver gegen Alonso mit einer Durchfahrtstrafe belegt hatten. "In dem Moment war ich sehr sauer", gestand der 25-Jährige. "Ich habe ihm genug Platz gelassen und ihn nicht abgedrängt."

Chancenlos im Kampf um die Podestplätze war das Mercedes-Team. Rekordweltmeister Michael Schumacher belegte den sechsten Platz, Teamkollege Nico Rosberg wurde Siebter. Dennoch verließ Schumacher Monza am Abend mit einem guten Gefühl. "Wir sind ganz klar stärker aufgetreten. Im Rennen haben wir im Prinzip unsere Positionen halten können. Es ist realistisch zu sagen, eine Runde mehr und ich wäre Fünfter geworden und noch eine Runde mehr, und ich wäre sogar Vierter geworden", sagte der 43-Jährige.

Deutlich mehr Schlagzeilen hatte es um Schumacher in den vergangenen Tagen abseits der Rennstrecke gegeben. Der frühere Teamchef Eddie Jordan will erfahren haben, dass Schumacher nach der Saison aufhört und durch Hamilton ersetzt wird. Schumachers will die Entscheidung über seine Zukunft erst im Oktober bekannt geben.

Nico Hülkenberg legte nach einem verpatzten Qualifying vom letzten Startplatz aus eine tolle Aufholjagd hin. Doch ein technischer Defekt stoppte den Force-India-Piloten, der damit nicht belohnt wurde. Das deutsche Schlusslicht war einmal mehr Timo Glock, der sich im technisch unterlegenen Marussia mit dem 17. Rang zufriedengeben musste.