Der Hamburger löst nach dem Paralympics-Triumph seiner Frauen einen Wetteinsatz ein und springt in die Themse. Gold auch für zwei Hamburgerinnen.

London. Nach dem souveränen Goldtriumph seiner Basketballdamen bei den Paralympics in London hat Bundestrainer Holger Glinicki seine Ankündigung wahr gemacht und ist in die Themse gesprungen. Unter dem Applaus seiner erfolgreichen Schützlinge sowie vielen Schaulustigen glitt der selbst im Rollstuhl sitzende Coach am Sonntag ins Hafenbecken des Londoner Bankenviertels in Canary Wharf. Unmittelbar nach der Siegerehrung in der North Greenwich Arena hatte der Hamburger den Sprung angekündigt. Doch beschweren wollte sich der Coach über das nasse Vergnügen nicht. Er genoss das Bad in vollen Zügen. "Dafür hat sich es sich gelohnt, dass wir Gold geholt haben", schrie Glinicki beim Baden.

Glinicki hatte zuvor einen souverän herausgespielten Sieg seiner Mannschaft, zu der auch die Hamburgerinnen Maya Lindholm und Edina Müller vom HSV gehören, gesehen. Bronze holte letztlich das Team aus den Niederlanden, das gegen die insgesamt stark aufspielenden Deutschen im Halbfinale verloren hatte.

"Wir sind sehr ausgeglichen", sagte die gebürtige Schwedin Welin. "Heute hat das wahrscheinlich beste Team des Turniers gewonnen - nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspielerinnen." Und sie fügte hinzu: "Wir sind ein Superteam - wenn wir zusammenspielen, dann kann uns niemand stoppen."

Mannschaftsführerin Marina Mohnen, im paralympischen Turnier eine der eifrigsten deutschen Punktesammlerinnen, hatte schon eine Vorahnung. Sie hatte sich die Fingernägel vor dem Spiel in goldener Farbe lackiert: "Es durfte nur eine Farbe sein", sagte die 33-jährige Rheinländerin. "Es ist wahrscheinlich der größte Tag in meiner Basketballkarriere." Mohnen hatte mit Deutschland 2008 in Peking paralympisches Silber gewonnen.

+++ Deutsche wieder in Top Ten bei Paralympics +++

Mit nur elf Punkten hatte sie in der Korbausbeute nicht ihren besten Tag erwischt, doch auch die Australierinnen trafen nicht wie gewohnt. "Ich habe schon deutlich engere Spiele gespielt", sagte Mohnen zur Leistung der Finalgegnerinnen. "Wir haben im vierten Viertel die Punkte gemacht, in der entscheidenden Phase haben wir sie einfach reingemacht."

Dass das britische Publikum in der fast voll besetzten Halle weitgehend die Mannschaft aus der ehemaligen Kolonie Australien unterstützte, machte den Deutschen nicht viel aus. "Wir hatten ja gegen Großbritannien schon geübt", sagte Mohnen. "Man hört gar nicht so sehr, was die schreien, man hört nur, dass es unglaublich laut ist."

+++ Feurig und emotional: London sagt endgültig goodbye +++

Der Erfolg wurde auch in der Heimat mit großer Freude zur Kenntnis genommen. Hessens Sportminister Boris Rhein (CDU) hat den deutschen Rollstuhl-Basketballerinnen zu ihrer Goldmedaille bei den Paralympics gratuliert. "Diese hervorragende Leistung hat meinen allergrößten Respekt verdient", sagte Rhein laut einer Mitteilung des Ministeriums in Wiesbaden am Sonnabend. Das Team habe sich mit fünf Siegen verdient ins Finale gekämpft. Die sechs Spielerinnen aus hessischen Vereinen hätten dabei entscheidend zum Medaillengewinn beigetragen.

Der Gewinn der Goldmedaille im Rollstuhlbasketball rundete eine insgesamt erfolgreiche Veranstaltung aus deutscher Sicht ab. Im Gegensatz zur Olympiamannschaft vor einem Monat hat das deutsche Team bei den Paralympics das Ergebnis von Peking 2008 überboten: 18 Gold-, 26 Silber- und 22 Bronzemedaillen stehen in London zu Buche, vier Jahre zuvor waren es am Ende der Paralympics 14 goldene, 25 silberne und 20 bronzene Medaillen.

"Wir haben unsere drei Ziele, positiv aufzutreten, Botschafter unseres Landes und erfolgreich zu sein, erreicht. Es gibt nur wenige Athleten, die an den eigenen Ansprüchen gescheitert sind", sagte der Chef der Mission, Karl Quade, der aus seiner Zufriedenheit über das Abschneiden seiner Athleten bei den Paralympics in London keinen Hehl gemacht hat. In vier Jahren soll in Rio de Janeiro an den Erfolg angeknüpft werden.

Mit Material von dpa und dapd