Erst Olympia, dann die Paralympics – der Sportsommer ist mit der pompösen Schlussfeier im Olympiastadion beendet worden.

London. London sagt endgültig goodbye: Mit einem feurigen Spektakel ist am Sonntagabend 44 Tage nach der Eröffnung der Olympischen Spiele der britische Sportsommer zu Ende gegangen. In einer mitreißenden Feier hat sich die Hauptstadt von den Paralympics verabschiedet und den Staffelstadt an Rio de Janeiro weiter gereicht - ein letztes Mal war London Feuer und Flamme.

+++ Paralympics in London mit rauschender Schlussfeier beendet +++
+++ Deutsche wieder in Top Ten bei Paralympics +++

Um 22:29 Uhr Ortszeit (23:29 Uhr MESZ) erklärte IPC-Präsident Sir Philip Craven die Spiele für beendet, zwei Minuten später löschten der britische 100-m-Sieger Jonnie Peacock und die in London mit Doppelgold dekorierte Schwimmerin Eleanor Simmonds das paralympische Feuer.

„Der paralympische Geist der vor 64 in Stoke Mandeville geboren wurde, war in diesen letzten zwölf Tagen in extremer Form zu spüren. Das hat die Paralympics 2012 in London einzigartig gemacht und ohne Zweifel - meiner Meinung nach und der der Athleten - zu den größten Paralympics aller Zeiten gemacht“, sagte Craven, der Boss des Internationalen Paralympischen Komitees in Anspielung auf die ersten Behindertenspiele, die 1948 unter Leitung des deutschen Neurologen Ludwig Guttmann im englischen Stoke Mandeville stattfanden.

„Paralympians, ihr habt der Welt so viel Geschwindigkeit, Ausdauer, Geschicklichkeit und Leistungsfähigkeit gezeigt, die viele nicht für möglich hielten. Die Paralympics sind in der Tat nach Hause gekommen“, sagte der 62-Jährige weiter.

Auch Organisations-Chef Sebastian Coe war vom Erfolg der 14. Sommer-Paralympics schier überwältigt. „Haben wir nicht wundervolle Tage zusammen verbracht? Wir werden in diesem Land den Sport von nun an mit anderen Augen sehen, und wir werden Behinderungen mit anderen Augen sehen. London 2012. Made in Britain“, sagte der zweimalige Olympiasieger über 1500 m.

Londons Bürgermeister Boris Johnson reichte untermalt von den Klängen des britischen Paraorchesters inklusive eines einarmigem Pianisten die paralympische Flagge an Craven weiter, der sie Johnsons brasilianischem Amtskollegen Eduardo Paes übergab. Nachdem die Hymne des kommenden Ausrichter verklungen war, zeigten brasilianische Tanzformationen zu feuriger Musik ihre Qualitäten - ein furioser Vorgeschmack auf die 15. Sommer-Paralympics (7. bis 18. September 2016).

Ebenso feurig war um 20.30 Uhr Ortszeit (21.30 MESZ) die Schlussfeier gestartet. Gemäß dem Veranstaltungsmotto „Festival der Flammen“ ließen Tänzer Feuer regnen, Pyroeffekte brachten die Zuschauer immer wieder in Ekstase und Megastars von Coldplay und Rihanna heizten dem Publikum mit ihren Hits ein. Die Athleten sangen mit, schunkelten und lagen sich in den Armen.

Auch Friedheln Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), war begeistert, winkte fröhlich mit einer Deutschlandfahne in die Reihen und animierte die Massen auf den Rängen.

„Heute feiern wir den Glauben, und wenn wir auch viele Unterschieden haben, gibt es eine Qualität, eine Sache, die wir alle gemeinsam haben: den menschlichen Geist. Lasst die Liebe, die die Paralympics in unseren Herzen entzündet haben, hell strahlen“, sagte der kriegsversehrte Rory Mackenzie zur Eröffnung des Flammen-Spektakels, gleichzeitig eine spielerisch dargestellte Reise durch die Jahreszeiten und ein wahres Fest der Menschlichkeit.

Es hätte keinen würdigeren Rahmen geben können, dem Iren Michael McKillop, in London Sieger über die 800 und die 1500, und der Kenianerin Mary Zakayo den Whang-Youn-Dai-Award zu überreichen. Der Award wird seit 1998 an diejenigen Athleten verliehen, die den Geist der Paralympics am besten verkörpern.

Zuvor waren die im Stadioninnenraum versammelten Sportler Zeuge, wie Sir Craven und Prinz Edward, der Earl of Wessex und der jüngste Sohn von Queen Elizabeth II. in einem endzeitlich anmutenden Auto eine Runde durch das Stadion drehten. Zuvor hatten Phantasiegeschöpfe das paralympische Symbol Agitos in den Nachthimmel geblasen.

Im Anschluss liefen die Fahnenträger unter lautem Applaus ein und versammelten sich auf dem Rasen. Ein herzfömiges Feuer, dass die Athleten umringte, krönte den Einmarsch. Für Deutschland trug Tischtennis-Spieler Thomas Schmidberger (Plattling), in der Mannschaft mit Silber und im Einzel mit Bronze dekoriert, die Fahne.

Kurios: Großbritannien hatte in Radsportlerin Sarah Storey, die in London dreimal Gold gewann und sich mit nunmehr elf paralympischen Siegen zur erfolgreichsten Sportlerin bei Weltspielen für Behindertensportler aufschwang, und Rennrollstuhlfahrer David Weir gleich zwei Fahnenträger aufgeboten.

Dann gehörte die Bühne wieder Musikern, Artisten und Tänzern - das Olympiastadion verwandelte sich endgültig in ein Tollhaus. Emotionaler Höhepunkt war aber ein Rückblick auf die bewegendsten Momente der Paralympics.

(SID)