Beim Qualifikationsturnier im südfranzösischen Saint-Raphael besiegten die Hamburger den polnischen Vizemeister Wisla Plock mit 28:26.

Saint-Raphael. Die HSV-Handballer haben den ersten Schritt auf dem Weg in die Champions League getan. Beim Qualifikationsturnier im südfranzösischen Saint-Raphael besiegten die Hamburger den polnischen Vizemeister Wisla Plock mit 28:26 (15:16). „Bei den hohen Temperaturen in der Halle war das eine ordentliche Leistung von uns“, sagte HSV-Trainer Martin Schwalb, „wir haben auch nach Rückschlägen immer wieder die richtigen Antworten gefunden. Aber noch haben wir nichts erreicht. Am Sonntag müssen wir noch einmal beißen.“ Im Endspiel trifft der HSV um 19 Uhr (Eurosport live) auf Gastgeber St. Raphael. Die Franzosen gewannen am Abend ihre Partie gegen den slowenischen Vertreter RK Cimos Koper nach anfänglichen Schwierigkeiten klar mit 28:23 (13:13).

HSV-Physiotherapeutin Jenny Köster hatte die vergangenen Tage ganze Arbeit geleistet und Kapitän Pascal Hens fit gepflegt. Der ehemalige Nationalspieler stand nach seinem Kapseleinriss im linken Schultereckgelenk, erlitten beim 29:28-Sieg am Dienstag in Magdeburg, von Beginn auf dem Feld und warf nach acht Minuten sein erstes Tor (insgesamt zwei). Es war der Treffer zum 5:3, und die Hamburger schienen das Spiel unter Kontrolle zu haben. Torhüter Enid Tahorivic glänzte hinter einer zupackenden Deckung, was immer wieder den Beifall der 20 mitgereisten HSV-Fans unter den 400 Zuschauern im Palais des Sports JF Krakowski (Fassungsvermögen: 2000 Besucher) herausforderte.

Im Angriff wiederum fehlte es vor allem Rechtsaußen Hans Lindberg an Durchschlagskraft. Der Däne verwandelte zwar in der ersten Halbzeit alle seine vier Siebenmeter (insgesamt sechs von sieben), aus dem Feld scheiterte er aber viermal an Plocks Torsteher Marin Sego. Und so schmolz der Vorsprung der Hamburger von 7:3 (11. Spielminute) kontinuierlich. Die Folge vieler Nachlässigkeiten und Abspielfehlern im Angriff – auch bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit in der Halle: Erst glich Kamil Syprzak in der 28. Minute zum 15:15 aus, dann gelang dem überragenden Rumänen Valentin Marian Ghionea mit seinem achten Treffer, davon drei Siebenmeter, sogar die 16:15-Halbzeitführung für Plock.

Nach dem Seitenwechsel aber fanden die Hamburger zu ihrer anfänglichen Konzentration zurück, griffen in der Deckung wieder entschlossen zu, blockten wiederholt Würfe aus dem Rückraum ab, und als Domagoj Duvnjak in der 42. Minute zum 22:19 erneut eine Dreitoreführung gelang, schien der HSV auf dem richtigen Weg. Besonders Rechtsaußen Stefan Schröder, der den nach einem Sturz an den Pfosten leicht angeschlagenen Lindberg Ende der ersten Halbzeit ersetzte, nutzte konsequent seine Torchancen: fünf Würfe, vier Treffer.

Vom Gegner absetzten konnte sich der HSV dennoch nicht. Wie in der ersten Hälfte schlichen sich mit zunehmender Spieldauer Missverständnisse und Fehlwürfe ein. Plocks konnte in der 52. Minute auf 23:25 verkürzen. Die nächsten Minuten wurden deshalb noch zur Zitterpartie. Aber in dieser Phase war auf Torhüter Dan Beutler, der Tahirovic in der 27. Minute abgelöst hatte, Verlass. Als dann noch Matthias Flohr in der 56. Minute einen abgeprallte Ball im Hechtsprung zum 27:23 ins Tor faustete, entspannte sich die Miene von Trainer Schwalb erstmals. Der erste Teil der Mission Champions League war geschafft.

Sollte der HSV am Sonntagabend auch das Finale gegen Saint-Raphael Var Handball gewinnen, würden die Hamburger in Gruppe A der Handball Champions League starten. Gegner wären dort der deutsche Vizemeister und Europapokalsieger der Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt, der französische Meister Montpellier HB, der russische Champion Medwedi Tschechow, Ademar Léon, Dritter der spanischen Meisterschaft, und der Sieger eines weiteren Qualifikationsturniers in Belgrad. Die ersten vier der Gruppe qualifizieren sich fürs Achtelfinale im März 2013. Das erste Gruppenspiel würde den HSV am 29. September nach Léon führen. Dort gewannen die Hamburger 2007 ihren bisher einzigen europäischen Titel, den Pokal der Pokalsieger. Seine fünf Heimspiele in der Gruppenphase wird der HSV in der Sporthalle Hamburg austragen. Die genauen Termine stehen noch nicht fest.

Zunächst steht für den HSV aber die Bundesliga an. Schon am Mittwoch (20.15 Uhr, O2 World) kommt es dabei zum Spitzenspiel gegen Flensburg, am Sonnabend müssen die Hamburger nach Hannover. Danach folgt eine zweiwöchige Länderspielpause, in der die deutsche Nationalmannschaft zweimal gegen Vizeeuropameister Serbien testet. Ein HSV-Profi fehlt im Aufgebot von Bundestrainer Martin Heuberger. Nach dem Rücktritt von Kapitän Pascal Hens nach der EM 2012 in Serbien wäre HSV-Spielmacher Michael Kraus derzeit der einzige Nationalmannschafts-Kandidat. Doch dem vertraut Heuberger momentan nicht.

Tore, HSV Hamburg: Lindberg 6 (6 Siebenmeter), Schröder 4, Duvnjak 3, Lackovic 3, Vori 3, Flohr 2, Hens 2, Kraus 2, Nilsson 1, Petersen 1, M. Lijewski 1.
Bester Schütze bei Wisla Plock: Ghionea 11 Tore (3 Siebenmeter).