New York. Gedanken an den großen Grand-Slam-Coup hat Angelique Kerber, 24, in den Tagen von Flushing Meadows aus ihrem Kopf verbannt. Die Hoffnungsträgerin aus Kiel konzentriert sich voll und ganz auf ihr Achtelfinale bei den US Open, das sie heute gegen Sara Errani bestreitet. Vor wenigen Monaten, am 5. Juni, hatte Kerber das Viertelfinale bei den French Open in Paris gegen die Italienerin verloren. "Ich werde mir dieses Match noch einmal durch den Kopf gehen lassen und überlegen, was ich diesmal besser machen muss", kündigte die Weltranglistensechste nach dem lockeren 6:1, 6:2 im Drittrundenmatch gegen Olga Gowortsowa (Weißrussland) an.

Etliche Experten wie Ikone Martina Navratilova ("Angie hat so gut wie keine Schwächen") haben Kerber auf dem Zettel für den Turniererfolg. Die letztjährige Überraschungshalbfinalistin lässt das aber kalt: "Momentan beschäftige ich mich nicht mit dem Gedanken an einen Grand-Slam-Sieg."

Mit dem Gedanken an die Revanche gegen die nur 1,64 Meter große Paris-Finalistin Errani dagegen schon. "Ich freue mich, noch mal gegen sie spielen zu können. Ich muss an ihren zweiten Aufschlag rangehen", erklärte Kerber vor dem Duell der Defensivspezialistinnen. Die Fed-Cup-Spielerin weiß, dass Errani wenig Fehler macht. Wie sie selbst. Bei ihrem 56. Sieg in dieser Saison am Sonnabend unterliefen "Angie" lediglich fünf unerzwungene Fehler.

Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als optimal. Im Corona Park herrschten zum Auftakt des Labour-Day-Weekends Temperaturen bis zu 33 Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Kerber kommt inzwischen gut mit der typischen Wärme bei den US Open klar. Seit sie sich vor gut einem Jahr entschied, in der Schüttler/Waske-Tennis-University in Offenbach vor allen Dingen an ihrer Fitness zu arbeiten, ist die Linkshänderin gewappnet. "Trotzdem", sagt Kerber, "geht da immer noch was nach oben."

Gedanken an ein mögliches Viertelfinale gegen Agnieszka Radwanska (Polen), der sie im Wimbledon-Halbfinale unterlag, und ein vermeintliches Vorschlussrundenduell mit Serena Williams (USA) verdrängt Kerber noch. Es bleibt abzuwarten, wie lange.