Brünn. Jonas Folger lauschte ergriffen der deutschen Nationalhymne, riss danach seinen Helm stolz in die Höhe und genoss schließlich die Champagnerdusche von WM-Spitzenreiter Sandro Cortese. Der 19-Jährige aus dem oberbayerischen Schwindegg deklassierte beim Großen Motorrad-Preis von Tschechien im Rennen der Moto3-Klasse die gesamte Weltelite und feierte in Brünn seinen zweiten WM-Sieg. Damit stellte Folger an diesem Tag sogar die deutsche Motorradhoffnung Stefan Bradl, der in der Königsklasse MotoGP Fünfter wurde, in den Schatten.

"Das ist unglaublich, einfach nur der Wahnsinn", sagte Folger, der mit den regnerischen Bedingungen beim elften WM-Lauf am besten zurechtkam. Kurzfristig habe er sich vor dem Start für die profillosen Slicks entschieden - und am besten gepokert. "Ich habe nicht gedacht, dass man damit am Anfang auf der nassen Strecke so schnell fahren kann", sagte Folger, der am 12. Juni 2011 in Silverstone ebenfalls im Regen in der 125-ccm-Klasse im Alter von 17 Jahren und 303 Tagen jüngster deutscher Rennsieger in der Motorrad-WM geworden war.

Als die Strecke dann mit zunehmender Renndauer immer mehr abtrocknete, musste Folger von der zehnten der 19 Runden an nur noch seinen Vorsprung verwalten. Im Ziel hatte er sechs Sekunden Vorsprung vor dem Spanier Luis Salom. Der Berkheimer Cortese verpasste als Dritter zwar einen möglichen deutschen Doppelsieg, baute aber die Führung in der WM-Wertung seiner Kategorie sechs Rennen vor Saisonende auf 32 Punkte auf Verfolger Maverick Viñales aus Spanien aus, der den vierten Platz belegte.

Stefan Bradl fuhr anschließend im MotoGP-Rennen als Fünfter erneut an einem Podestplatz vorbei. Den Sieg sicherte sich der Spanier Dani Pedrosa nach einem spannenden Duell mit seinem Landsmann Jorge Lorenzo. Bradl hat sich als Sechster der Gesamtwertung in der Königsklasse etabliert. Gestern fehlten allerdings noch 25 Sekunden zur absoluten Spitze. Bradl hing lange hinter Altmeister Valentino Rossi (Italien) fest. "Als ich dann mein Tempo gefunden hatte, waren die vorn schon zu weit weg", sagte er.

In der Moto2-Klasse belegte Marcel Schrötter beim Sieg des Spaniers Marc Marquez den 23. Platz. Max Neukirchner erlitt im Training eine Fraktur des Mittelhandknochens und war nicht am Start.