Erst die Rote Karte gegen Zieler. Dann der unglückliche Rückstand. Die Gäste nutzten ihre Chancen konsequent, die Deutschen spielten gut.

Frankfurt. 48 Tage nach dem EM-Halbfinal-Aus hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die geplante Wiedergutmachung verpasst und einen Fehlstart in die neue Saison hingelegt. Die knapp eine Stunde dezimierte DFB-Auswahl unterlag beim Auftakt ihrer „Mission 2014“ in Frankfurt/Main gegen Argentinien mit Weltfußballer Lionel Messi deutlich mit 1:3 (0:1) und ließ so den markigen Worten von Bundestrainer Joachim Löw trotz einer zunächst guten Vorstellung keine Taten folgen.

Ausgerechnet Sami Khedira brachte die Gauchos in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit (45.+1) mit einem Eigentor auf die Siegerstraße. Barcelonas Superstar Messi erhöhte in der 52. Minute auf 2:0. Angel di Maria (73.) gelang das 3:0 für Argentinien, das nach dem verlorenen WM-Viertelfinale 2010 (0:4) Revanche nahm. Daran änderte auch der sehenswerte Ehrentreffer durch Benedikt Höwedes in der 81. Minute nichts mehr.

„In Unterzahl war es schwer für uns, das Spiel noch zu drehen“, urteilte Löw. "Der Wille war heute schon vorhanden, aber im Moment brauchen wir zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen.“

In der 32. Minute hatte Messi bereits die große Chance zur Führung vergeben. Der 25 Jahre alte „Zauberfloh“ scheiterte mit einem Elfmeter am wenige Sekunden zuvor eingewechselten Marc-Andre ter Stegen.

Der nachnominierte Gladbacher Keeper ersetzte Ron-Robert Zieler, der in seinem zweiten Länderspiel wegen einer Notbremse gegen Jose Sosa die Rote Karte sah. Zieler, der bis dahin den verletzten Manuel Neuer vertrat, ist der erste Keeper in der langen DFB-Geschichte überhaupt, der vom Platz gestellt wurde.

Ernst wird es für die DFB-Auswahl in der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien erstmals in gut drei Wochen am 7. September beim Spiel in Hannover gegen die Faröer. Am 11. September folgt das Duell gegen Erzrivale Österreich in Wien. Weitere Gegner auf dem Weg an den Zuckerhut sind Schweden, Kasachstan und Irland.

Bis zu Zielers Aus zeigte sich das DFB-Team auch ohne die beiden Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sowie ohne Lukas Podolski, Per Mertesacker, Neuer und Mario Gomez spielfreudig und anscheinend völlig unbeeindruckt von den Nebengeräuschen der vergangenen Tage. Löw hatte seine Profis am Montag in einer 28-minütigen Wutrede gegen Vorwürfe in der Hymnen-, Memmen- und Luxus-Diskussion vehement verteidigt.

Auch der deutschen Verteidigung gelang es zunächst, den Wirkungskreis von Messi ausreichend einzuschränken, so dass das gefürchtete argentinische Offensivspiel kaum zur Entfaltung kam. Innenverteidiger Mats Hummels musste jedoch nach einem Zusammenprall mit Gonzalo Higuain früh durch Höwedes ersetzt werden (25.). Der Dortmunder zog sich eine Halswirbel-Verrenkung zu.

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In der Anfangsphase hatte der kurz vor dem Anpfiff als Fußballer des Jahres geehrte Marco Reus (3.) die erste gute Möglichkeit für Deutschland, die Verteidigung der Albiceleste konnte aber klären.

Neun Minuten später war es wieder der sehr agile Reus, der mit einem starken Pass auf Miroslav Klose einen aussichtsreichen deutschen Anfgriff einleitete. Mesut Özil scheiterte aber nach Kloses Hereingabe an Sergio Romero, der glänzend aus dem Tor stürmte.

Auf der anderen Seite wurde es für Zieler erst in der 26. Minute bei einem Kopfball von Marcos Rojo gefährlich. Schließlich war es Khedira, der den Argentiniern half. Der bis dahin starke Mittelfeldspieler von Real Madrid lenkte einen Eckball seines Mannschaftskollegen Angel di Maria unhaltbar für ter Stegen mit dem Fuß ins eigene Netz ab.

Das Team von Löw, der kurz vor dem Spiel auch noch einmal Rückendeckung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erhielt, zeigte sich davon aber wenig beeindruckt und hatte kurz nach dem Wechsel bei einem Pfostenschuss von Reus viel Pech. Die kalte Dusche folgte prompt. Nach Pass von Gonzalo Higuain schob Messi aus zwölf Metern überlegt ein. Ter Stegen, der bei seinem Debüt gegen die Schweiz im Mai fünf Treffer hatte hinnehmen müssen, war chancenlos.

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Die Gäste kontrollierten daraufhin weitgehend das Spiel und nutzten ihre Überzahl aus. Messi, der immer mehr Platz hatte, vergab in der 65. Minute sogar freistehend das 3:0, als er einen Lupfer neben das Tor setzte. Dafür traf di Maria mit einem Weitschuss, Messi kurz darauf noch einmal den Pfosten. Das DFB-Team zeigte aber Moral und gab nie auf. Der eingewechselte Andre Schürrle prüfte zunächst Romero (68.), ehe Höwedes per Kopf nach Vorlage von Mario Götze immerhin noch ein Tor gelang.

Bei Deutschland waren Reus und Khedira am auffälligsten. Argentinien hatte in Higuain und Messi seine besten Kräfte.

Die Statistik

Deutschland: Zieler (Hannover 96/23 Jahre/2 Länderspiele) - Boateng (Bayern München/23/26), Hummels (Borussia Dortmund/23/20) ab 25. Höwedes, Badstuber (Bayern München/23/26), Schmelzer (Borussia Dortmund/24/7) - L. Bender (Bayer 04 Leverkusen/23/10) ab 74. Götze, Khedira (Real Madrid/25/33) ab 69. Kroos - Müller (Bayern München/22/33) ab 32. ter Stegen, Özil (Real Madrid/23/39) ab 69. Gündogan, Reus (Borussia Mönchengladbach/23/9) – Klose (Lazio Rom/34/122) ab 62. Schürrle

Argentinien: Romero – Zabaleta (ab 65. Campagnaro), Fernandez, Garay, Rojo - Mascherano (ab 80. Brana), Gago – Sosa (ab 46. Agüero), di Maria (ab 73. Guinazu) – Messi, Higuain

Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden)

Zuschauer : 45.000

Tore: 0:1 Khedira (45./Eigentor) , 0:2 Messi (52.) , 0:3 Di Maria (73.) , 1:3 Höwedes (81.)

Rote Karte: Zieler (30./Notbremse)

Torschüsse: 11:13

Ecken: 7:5

Ballbesitz: 42:58 Prozent

Mit Material von dpa und sid