Die Olympischen Spiele enden mit einem Feuerwerk aus Show und Musik. In vier Jahren will Rio de Janeiro dem hohen Standard nacheifern

London. Nun sind die XXX. Olympischen Spiele also Geschichte. Zu Ende gegangen sind sie mit einer unterhaltsamen Show, geprägt von britischer Popmusik und Leichtigkeit - also einer wunderbaren Klammer zur Eröffnungsfeier vor gut zwei Wochen. "Als unsere Zeit kam, haben wir es richtig gemacht", rief Organisationschef Lord Sebastian Coe den 80 000 Zuschauern im Londoner Olympiastadion - und 5,76 Millionen deutschen ARD-Fernsehzuschauern - am Sonntagabend zum Ende der Abschlussfeier zu.

Coe hat Wort gehalten. Kein Athlet solle nach den Spielen sagen können, er habe nicht die Chance erhalten, "auf seinem höchsten Niveau zu performen", hatte er als Maxime ausgegeben. 44 Welt- und 117 olympische Rekorde zählte Präsident Jacques Rogge vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) letztlich. Dazu "wurde Geschichte geschrieben durch viele, viele Athleten. Ich bin ein sehr glücklicher, dankbarer Mann", sagte er zwischen den Auftritten der Stars wie George Michael und Annie Lennox, den Spice Girls und Take That, den Queen-Überlebenden und The Who.

Den Spielen in London ist gelungen, was München mit seiner gescheiterten 2018-Kampagne gern ebenso getan hätte: die Wurzeln der olympischen Bewegung im alten Kernmarkt zu stärken. Gut möglich, dass Olympische Spiele für lange Zeit zum letzten Mal in Mitteleuropa stattgefunden haben. Zumal finanziell potente Regionen fernab des kriselnden Europas darauf dringen, das Milliardenspektakel endlich auch einmal veranstalten zu dürfen. Was sich daraus zaubern lässt, haben die Briten ja hinlänglich gezeigt in den vergangenen zwei Wochen und mit ihrem farbenprächtigen Feuerwerk in der abschließenden Nacht gekrönt.

Die Organisatoren der Spiele 2016 in Rio de Janeiro, so viel steht fest, werden es schwer haben, dieses Niveau zu halten. "Wie wir vorausgesagt haben: Ihr habt die besten Spiele überhaupt veranstaltet", lobhudelte Eduardo Paes, Rios Bürgermeister, dieser Tage in Richtung Boris Johnson, seines Londoner Amtskollegen.

"Diese Spiele sind Spiele der Nachhaltigkeit. Ich war ein paar Mal in London. Was hier auf dem Gelände des Olympiaparks entstanden ist, ist bemerkenswert", sagte Paes. "Rio ist nicht so reich wie eure Stadt, aber wir sind gut in Form. London war schon eine großartige Stadt. Jetzt ist sie noch großartiger. Rio wird versuchen, dem nachzueifern." Die Anstrengungen sind enorm. Brasilien will bis 2016 allein rund 16,6 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen ausgeben. Das ist etwa anderthalbmal so viel wie London veranschlagt hat, aber nur rund halb so viel wie Peking investierte. Längst sind Menschenrechtsorganisationen auf die Barrikaden gegangen, weil für das Megaprojekt Olympia Platz geschaffen werden muss - zulasten der Ein- und Anwohner. Dazu bleiben Misswirtschaft, Korruption und Kriminalität in der Zwölf-Millionen-Einwohner-Metropole ein chronisches Problem.

Rio 2016 wird schon 2014 aus Fehlern lernen können. Dann findet die Fußballweltmeisterschaft im Land statt. Und dass Fehler gemacht werden, muss auch der beste Ausrichter einsehen. "Niemand", sagte IOC-Präsident Rogge über London 2012, "wird vorgeben, alles war perfekt." Im Debriefing im November 2012 in Brasilien werden Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten angesprochen. Zum Beispiel die Frage des Ticketingprozesses, der London viel Kritik einbrachte.

Nach der englischen Metropole mit ihrer tiefen Integration temporärer Sportstätten an Hotspots der Stadt wird es auch bei den ersten Olympischen Spielen in Südamerika in jedem Fall etwas fürs Auge geben. Beachvolleyball-Wettbewerbe an der Copacabana zum Beispiel, Rudern unterhalb der ikonischen Statue Cristo Redentor oder Fußball im mythischen Maracana-Stadion. Während die Fußball-WM 2014 in Verzug ist, beteuert das Olympia-Okay, die Dinge liefen nach Plan.

Ein paar Anstrengungen mehr, um die Stimmung im Land zu befeuern, wird es unterdessen noch bedürfen, glaubt Rogge. Der Belgier erinnerte daran, dass in London die Party nach verhaltenem Beginn erst nach dem ersten Medaillengewinn durch die britische Straßenradfahrerin Lizzie Armitstead in Gang kam. "Medaillen sind sehr wichtig für die Atmosphäre der Spiele. Das habe ich unseren brasilianischen Freunden gesagt", sagte der IOC-Präsident. Im abschließenden Medaillenspiegel in London belegten die Brasilianer lediglich Rang 22 mit 17 Medaillen, darunter drei goldenen im Judo, im Turnen und im Volleyball.