Lübeck. Hätte Dimitri Sartison auf seine Mutter gehört, dann wäre er Tänzer geworden. Doch der 24-Jährige folgte lieber seinem Bruder Ernest zum Boxtraining. Dass diese Entscheidung richtig war, davon konnten sich gestern in der Lübecker Hansehalle 1500 begeisterte Fans überzeugen. Der Supermittelgewichtler, einer von bislang drei "Eurofightern" aus dem neu gegründeten Hamburger Profistall Spotlight, feierte in seinem vierten Profikampf den vierten Sieg, setzte sich gegen den Ungarn Csaba Balatoni nach vier Runden einstimmig nach Punkten durch.

"Ich werde mit jedem Kampf sicherer", freute sich der gebürtige Kasache, der 1993 mit seiner Familie nach Gifhorn kam, wo er bis zu seinem Wechsel ins Profilager im vergangenen September eine erfolgreiche Amateurkarriere (115 Kämpfe, 95 Siege) absolvierte. Dass seine Mutter mit ihrer Einschätzung gar nicht so verkehrt lag, beweist der gelernte Industrie-Mechaniker im Ring. Seine Bewegungen sind geschmeidig wie die einer Katze auf der Pirsch, sein Auge für die Lücke in der Deckung des Gegners scharf, seine Technik schon jetzt eindrucksvoll. Den Kampfnamen "Samba", den ihm Spotlight-Chef Dietmar Poszwa verpasste, hasst er zwar, dennoch fällt ihm kein besserer ein. Wahrscheinlich, weil er einfach gut zu ihm passt.

"In drei Jahren möchte ich reif für einen WM-Kampf sein", hat sich Sartison ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Dass er das schaffen kann, davon ist nicht nur sein Trainer Magomed Schaburow überzeugt. Dennoch weiß "Dimi", dass bis dahin noch viel Trainingsschweiß fließen muss. "Ich kann noch nicht richtig hart hauen, muss Kraft aufbauen", sagt er. Auch den Leichtsinn in der Deckungsarbeit, den er bei seinem Idol, dem Halbschwer- und Schwergewichtsweltmeister Roy Jones jr. (USA), abgeschaut hat, muss er einschränken, wenn die Gegner stärker werden als der Ungar Balatoni, der 19 seiner 25 Kämpfe verlor.

Dass er bei Eurosport, das seine Profikarriere seit Beginn live begleitet, unter besonderer Beobachtung steht, macht für Sartison den Reiz seines Arbeitgebers aus. "Das war der Hauptgrund, warum ich mich schon vor Olympia für einen Wechsel zu Spotlight entschieden habe", sagt er. Eins ist klar: Als Tänzer wäre ihm diese Aufmerksamkeit wahrscheinlich nicht zuteil geworden. (bj)

  • Der Hauptkampf um die Internationale WBA-Meisterschaft im Bantamgewicht zwischen Wladimir Sidorenko (Universum) und Moises Castro aus Nicaragua hatte bei Redaktionsschluss noch nicht begonnen.