Brite Farah gewinnt auch über 5000 Meter. Deutsche Leichtathleten mit acht Medaillen zufrieden

London. 80 000 völlig enthemmte Zuschauer trugen den britischen Olympia-Star Mo Farah zu seiner zweiten Goldmedaille. Mit seinem Sieg im 5000-Meter-Rennen ist der 29-Jährige der siebte Langstreckenläufer in der olympischen Geschichte, dem ein Doppelsieg über fünf und zehn Kilometer auf der Bahn gelang.

Die britischen Sonntagszeitungen erklärten ihren "Magic Mo" schlicht zum Größten, "The Greatest", ein Prädikat, das er sich mit der selbst ernannten Sprintlegende Usain Bolt teilen muss. Für den "Sunday Mirror" war es ein "Historischer Mo-Ment". Olympia-Chef Sebastian Coe, der ja selbst einiges geleistet hat, erklärte ihn sofort zum "zweifellos größten Läufer, den dieses Land je hervorgebracht hat".

Die Briten lieben diesen Einwanderer aus Somalia, der mit acht Jahren ohne Englischkenntnisse nach London kam. Er ist unter vielen britischen Mehrfach-Medaillengewinnern der Doppelsieger der Herzen. Im Ziel rannte er zu Ehefrau Tania, die täglich mit der Geburt ihrer Zwillinge rechnet, und sagte tatsächlich: "Ich wollte unbedingt Zwillings-Gold. Es kann nicht sein, dass einer der beiden Gold bekommt und der andere nicht."

Nach dem Sieg über die 10 000 Meter am ersten Leichtathletik-Tag hatte sich eine Mo-Mania entwickelt, die dem Läufer erkennbar zusetzte. Er fühle sich körperlich und emotional ausgelaugt, sagte Farah, und er bete für seine Erholung. Am Sonnabend hatte er dann im langen Schlussspurt noch einmal Kräfte mobilisiert, die eigentlich nicht mehr da waren. Allerdings war das eher langsame Rennen auf Farahs Fähigkeiten zugeschnitten.

Die Welt bewundert und liebt aber auch den Menschen, der so viele Hindernisse überwand und bei allem bescheiden, engagiert und zu jedermann freundlich blieb. Farah sammelt für seine Stiftung unermüdlich Geld, das nach Ostafrika fließt. Er wirbt ohne Unterlass für Verständigung, Gemeinsinn und soziale Verantwortung. Die Liebe des Landes für Mo Farah hat eine klare politische Symbolik: Er ist ein Idol der Integration, ein Vorbild für afrikanische Einwanderer, viele davon Bürgerkriegsflüchtlinge, und für junge, gläubige Muslime. Als er sich für all die Unterstützung bedankte, klang das überhaupt nicht nach einer Pflichtaufgabe.

Die deutsche Leichtathletik hat sich derweil an der Weltspitze zurückgemeldet. Mit acht Medaillen, darunter einer goldenen für Diskuswerfer Robert Harting, waren die Vertreter des DLV so erfolgreich wie in Sydney 2000, Athen 2004 und Peking 2008 zusammen.

Ein Happy End gab es im 800-Meter-Lauf der Frauen für die Südafrikanerin Caster Semenya. Nach jahrelangen demütigenden Diskussionen über ihr Geschlecht gewann die 21-Jährige in 1:57,23 Minuten hinter der russischen Weltmeisterin Marija Sawinowa (1:56,19) Silber.