Der Moderne Fünfkampf wurde modifiziert, die Ziele der Olympiasiegerin bleiben gleich

London. Lena Schöneborn flüchtete sich in Galgenhumor. "Vielleicht", sagte die Fünfkampf-Olympiasiegerin, "sollten sie als Entschädigung die Medaillenübergabe bei der Abschlusszeremonie durchführen." Wochenlang hatte "Olympiafan" Schöneborn den Spielen entgegengefiebert, Zeit, das Sportfest zu genießen, fand sie aber kaum. Training und Anspannung statt Partys im Athletendorf und Sightseeing - das Schicksal der Athleten, die am Schlusstag antreten müssen. Am Sonntag hat das Warten endlich ein Ende. In der letzten Medaillenentscheidung der Spiele will sich Schöneborn mit Edelmetall für ihre Geduld belohnen.

"Natürlich ist der erste Platz das, wonach der Leistungssportler strebt. Körper und Geist sind fit, es gibt keine Ausreden", sagte Schöneborn, die sich wie vor jedem großen Wettkampf am Vorabend ein halbes Glas Wein gönnen will: "Das ist inzwischen ein Ritual und war bisher nicht hinderlich."

Schöneborn geht mit großem Selbstvertrauen in den Wettkampf. Sie und ihr Umfeld haben seit Jahresbeginn alles dem Traum von einer weiteren Medaille untergeordnet. Selbst ihr Managementstudium hat die Wahl-Berlinerin vorübergehend auf Eis gelegt. "Natürlich habe ich hohe Erwartungen an mich selbst. Aber es geht wieder bei null los", sagte die Olympiasiegerin von Peking.

Aus der unbekannten Athletin ist "Gold-Lena" geworden. Schöneborn trat in Werbespots auf, vor dem Olympiasieg bekam sie finanzielle Unterstützung von ihren Eltern, heute kann sie vom Sport und von Sponsoren leben. "Es hat sich viel verändert", sagt sie.

Das gilt auch für den Modernen Fünfkampf selbst. In London wird erstmals der "Combined-Wettbewerb" ausgetragen. Die früher getrennten Disziplinen Schießen und Laufen werden zu einer Art Sommerbiathlon zusammengelegt und zum Abschluss des Wettkampfs durchgeführt. Zum Einsatz kommt im Gegensatz zu Peking, als mit einer Luftpistole geschossen wurde, eine Laserpistole.

Besonders diese technische Neuerung, die Weltverbandspräsident Klaus Schormann als "großen Schritt in die Zukunft" feiert, ist bei Athleten umstritten und stößt auf wenig Gegenliebe. Immer wieder hatte das elektronische System in den vergangenen Monaten selbst in Finals internationaler Wettbewerbe gestreikt. "Ich bin im Schießen nicht auf dem Level, auf dem ich sein will. Eigentlich brauche ich mehr Zeit, mich einzugewöhnen", sagte Schöneborn. Ihr Ziel hat sie aber nicht aus den Augen verloren.