Platz fünf - so gut war Deutschland bei Olympia seit 40 Jahren nicht. Doch ein Beigeschmack bleibt

London. Um halb zwölf in der Nacht kam bei Georg Grozer für einen Moment der Stolz auf das Erreichte durch. "Da kommen die fünf Ringe drauf, Termin steht", sagte der beste deutsche Volleyballer und zeigte auf seinen rechten Oberarm. Doch wenn Grozer in ein paar Tagen in einem Tattoostudio zu Hause in Moers sitzt, wird der Schmerz noch einmal zurückkommen. "Wir haben eine große Chance verpasst", sagte er nach dem Viertelfinalaus von London.

Die DVV-Auswahl beendete das olympische Turnier auf Platz fünf, besser war eine deutsche Mannschaft zuletzt vor 40 Jahren, als die DDR in München Silber gewann. Spieler und Verantwortliche hatten dennoch Mühe, das als Erfolg zu werten. Zu schlecht hatte das Team beim 0:3 (20:25, 16:25, 14:25) gegen Bulgarien gespielt. "Es tut weh, so zu verlieren", sagte Grozer traurig.

Entsprechend machte Verbandspräsident Werner von Moltke nach der Klatsche ein Gesicht, als hätte er in einen faulen Apfel gebissen. "Die Art der Niederlage ärgert mich, das war nicht olympiagemäß. Vielleicht waren sie schon satt", sagte er. Als Ursache wollte er "irgendwas im Kopf" ausgemacht haben, da das "Ziel Viertelfinale" bereits erreicht war. Von Moltke monierte zudem, der Mannschaft habe "ein Mitreißer" gefehlt. Diese Rolle war Grozer zugedacht. "Ich habe versucht, die Mannschaft zu pushen, Ruhe reinzubringen. Aber die Kommunikation hat nicht funktioniert. Jeder war mit seinen Fehlern beschäftigt", sagte dieser. Der 27-Jährige, einer der besten Angreifer bei Olympia, war "von mir selbst enttäuscht. Aber ich bin keine Maschine. Wenn ich immer alles zerschmettern würde, wäre ich der Weltbeste."

Von der Weltspitze, das zeigte sich in London mehr als deutlich, ist der deutsche Volleyball weiter ein ganzes Stück entfernt. "Ich habe vor dem Spiel gelesen, wir seien auf 20 Meter dran", sagte Bundestrainer Vital Heynen, "aber so weit sind wir nicht. Da wäre Sport einfach: Du holst einen neuen Coach und plötzlich funktioniert alles perfekt." Heynen ist erst ein knappes halbes Jahr im Amt, er hat schon viel bewegt. "Aber wir haben klare Grenzen", sagte er. Wenn der deutsche Volleyball ehrlich sei, meinte Heynen, "dann müssen wir zugeben: Die USA, Brasilien und Russland schlagen uns neun von zehn Mal. Wenn wir nichts ändern, kommen wir nicht weiter als Platz fünf. Das ist dann das Maximum."

Von Moltke versprach, sich in den kommenden Wochen auf die Suche nach weiteren Sponsoren zu machen. Der insgesamt gute Auftritt bei den Spielen soll helfen. Der Stamm der Mannschaft dürfte erhalten bleiben. Im September steht dann die zweite Runde der Qualifikation für die EM 2013 in Dänemark und Polen an. Georg Grozer wird sie mit einem neuen Tattoo bestreiten.