Im Halbfinale treffen heute Abend die Kroaten Lackovic, Vori und Duvnjak auf Frankreich

London. Martin Heuberger ist ein Computerfreak. Zurzeit jedenfalls. Stundenlang sitzt der Bundestrainer vor dem Rechner im heimischen Schutterwald und denkt wehmütig an London. Nach der verpassten Qualifikation seiner Handballer verfolgt er die Entscheidung des olympischen Turniers via Livestream im Internet. "Wir sind von der Leistung nicht weit weg", sagt Heuberger. Vor dem Halbfinalkracher zwischen Frankreich - mit den ehemaligen HSV-Profis Bertrand und Guillaume Gille - und Kroatien - mit den aktuellen HSV-Spielern Igor Vori, Domagoj Duvnjak und Blazenko Lackovic - hat er einen klaren Favoriten.

"Die Kroaten haben mir im bisherigen Turnierverlauf besser gefallen", sagt Heuberger: "Ich glaube, dass sie es machen. Zudem hat Kroatien eine sehr variable Defensive mit verschiedenen Deckungsvarianten." Bei den Franzosen, Weltmeister und Olympiasieger, sei spielerisch noch Luft nach oben. "Aufgrund ihrer individuell starken Spieler wie Daniel Narcisse und Nikola Karabatic sind sie aber stets gefährlich", sagt Heuberger: "Und man weiß ja, wie sich ihr Torhüter Thierry Omeyer zu steigern vermag, wenn es darauf ankommt." Der Bundestrainer betrachtet die heutige Partie (21.30 Uhr) als "vorweggenommenes Endspiel".

Zu den ganz Großen hat sich im Turnierverlauf das kroatische Team um die Bundesligastars vom HSV Hamburg aufgeschwungen. Mit fünf Siegen marschierte der Olympiasieger von 2004 durch die starke Vorrundengruppe B und kassierte dabei im Schnitt nicht einmal 22 Treffer pro Partie. Auch beim 25:23 im Viertelfinale gegen Tunesien erwies sich das Abwehrbollwerk als kaum überwindbar. Frankreich musste für seinen Halbfinaleinzug deutlich mehr strampeln. Gegen den WM-Dritten Spanien stand der Titelverteidiger beim 23:22 vor einer Niederlage, ehe ihn der überragende William Accambray in der Schlusssekunde erlöste.

Auch im zweiten Halbfinale zwischen Schweden - mit HSV-Neuzugang Andreas Nilsson - und Ungarn (heute, 18 Uhr) setzt Heuberger auf eine Überraschung: "Die Ungarn habe ich auf der Rechnung. Sie haben in Nandor Fazekas einen überragenden Torhüter und in Laszlo Nagy einen brandgefährlichen Torjäger." Die Ungarn hatten sich im Viertelfinale in der Verlängerung gegen Island 34:33 durchgesetzt.