Das deutsche Team beklagt die Kür-Auslosung - und kämpft heute um weitere Medaillen

London. Angriffslust blitzte in ihren Augen auf. "Ich freue mich drauf", sagte Dressurreiterin Helen Langehanenberg. "Ich liebe es, die Kür zu reiten - und Dami tut das auch." Für das heutige olympische Einzelfinale (13.30 Uhr) soll das heißen: Die 30-Jährige aus Havixbeck will mit ihrem Hengst Damon Hill nach Edelmetall greifen.

Mit der Silbermedaille aus dem Teamwettbewerb um den Hals zeigte Langehanenberg keine falsche Bescheidenheit. Sie ist ebenso wenig Favoritin auf Gold wie Kristina Sprehe aus Dinklage mit Desperados oder Dorothee Schneider aus Framersheim mit Diva Royal. Das ist die Britin Charlotte Dujardin, die mit Valegro die bisher besten Einzelergebnisse erzielt hat. Aber Langehanenberg versprach einen forschen Auftritt. "Ich werde auf Angriff reiten", kündigte die Weltcupzweite an. "Ich habe nichts zu verlieren."

Langehanenberg hat ein gesundes Selbstvertrauen. Dass sie in London das erste Mal bei Olympischen Spielen startet, ist ihr nicht anzumerken. Zu dem einzigen Fehler bei ihren bisherigen zwei Olympiaritten sagte sie salopp: "Von so einem kleinen Hüpfer lass ich mich doch nicht aufhalten."

Bundestrainer Jonny Hilberath glaubt nach dem Mannschaftssilber fest an eine weitere Plakette durch eine seiner drei Dressurdamen. "Dass sie Kür reiten können, haben sie schon bewiesen", sagte der Coach.

Ein Lob gab es auch von Totilas-Reiter Matthias Rath. "Meinen großen Glückwunsch an die drei Mädels zur gewonnenen Silbermedaille", sagte Rath: "Das habt ihr super gemacht, ich freue mich sehr für euch. Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht."

Zeit, um sich auf dem Erfolg auszuruhen und diesen zu verarbeiten, haben die Dressurreiterinnen allerdings nicht. Der Entscheid in der Kür fordert ihre ganze Aufmerksamkeit. Und dass es dabei nicht nur ums schnöde Dabeisein geht, zeigt die Kritik, die das deutsche Team an der Ansetzung der Startreihenfolge übt. "Das ist eine sehr glückliche Auslosung für die Gastgeber aus Großbritannien", sagte Bundestrainer Hilberath. "Es ist ein Raunen durch den Saal gegangen. Ich habe gedacht: So ein Mist", sagte Teamchef Klaus Röser.

Sprehe, Langehanenberg und Schneider starten als Teilnehmer zwölf bis 14 direkt hintereinander, was sehr ungewöhnlich ist und keine optimale Vorbereitung der einzelnen Reiterinnen durch Bundestrainer Hilberath ermöglicht.

Danach folgen zum Schluss des Wettbewerbs die drei britischen Teilnehmer Laura Bechtolsheimer, Carl Hester und Charlotte Dujardin sowie die Niederländerin Adelinde Cornelissen. Das Verfahren durch die Bestimmung der Startfolge ist computergesteuert. "In diesem Zusammenhang von Manipulation zu sprechen sollte niemand tun", so Röser.