London. Wenn Ariane Friedrich in den Spiegel schaut, wird sie an ihren Traum erinnert. Nach den Olympischen Spielen in Peking, bei denen sie Siebte geworden war, hat sich die Hochspringerin unterhalb des Herzens die fünf Ringe tätowieren lassen. Damals schwor sie sich: In London soll eine Medaille her. Doch seither ist viel passiert. Achillessehnenriss, Katzenbiss, Facebook-Affäre, Formkrise, EM-Absage, Nominierungshickhack - optimale Vorbereitung sieht anders aus. Heute tritt die deutsche Rekordhalterin in der Qualifikation an. "Ich habe nichts mehr zu verlieren. Jeder erwartet, dass ich nicht ins Finale komme", sagte die 29-Jährige. "Das ist eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass ich es kann."

Als Medaillenkandidatin gilt Friedrich längst nicht mehr. Der Achillessehnenriss im Dezember 2010 warf sie zurück, zu schwach präsentierte sie sich in diesem Sommer. Die einstige 2,06-Meter-Springerin versuchte sich mehrfach an der A-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes von 1,95 Meter - und scheiterte um drei Zentimeter. Der Deutsche Olympische Sportbund drückte ein Auge zu und nominierte sie dennoch. Abseits des Stadions sorgte ihre Facebook-Affäre für Wirbel. Ein Stalker hatte ihr das Foto seines Geschlechtsteils geschickt. Friedrich wehrte sich, veröffentlichte seinen Namen und Wohnort und erntete Kritik. Inzwischen hat der Mann gestanden.

Bei ihrer Ankunft in London präsentierte sich die Hessin gelöst. Die Kämpferin will wieder angreifen. Neben den olympischen Ringen ziert ihren Körper schließlich auch noch das Tattoo eines Tigers.