"Hoppla", sagt die Mutter meiner Kinder, "ich glaube, der Kleine ist wach geworden." Ich kann sie beruhigen. Es war Robert Harting. Er hat sich gerade zur Feier seines Sieges im Diskuswurf das Trikot zerrissen. Nicht spontan wie beim Gewinn des WM-Titels in Berlin vor drei Jahren. Harting vergewisserte sich erst, dass auch alle Fotografen die Objektive in Stellung gebracht hatten. Dann erst schritt er zur Wiederholungstat und stieß dazu einen Schrei aus, wie man ihn sonst nur in entlegeneren Winkeln des Tierparks Hagenbeck hören kann.

Der Mann weiß eben, wie man sich durchsetzt, ob nun gegen direkte Konkurrenz oder gegen die anderen Wettbewerbe, die in der Leichtathletik gleichzeitig um Aufmerksamkeit buhlen. Er hat 80 000 Menschen im Stadion übertönt, was schon an sich eine Leistung ist. Im 100-Meter-Finale der Männer schlugen die Schallpegelmessgeräte nach dem Start von null auf 103,7 Dezibel aus. Das schafft nicht einmal ein startendes Flugzeug. Und erst recht kein Hagenbeck-Bewohner.

Womit wir beim Dressurreiten wären. Die Unruhe im Publikum war ohne Zweifel schuld, dass Kristina Sprehes Rapphengst Desperados in der Kür einen Bocksprung einlegte. Wie sonst hätten uns die Briten nach 28 Jahren Dominanz den Mannschaftstitel abjagen sollen? Ganz zu schweigen davon, dass ihr Equipemitglied Laura Bechtolsheimer in Mainz geboren wurde und eine deutsche Großmutter hat, deren Reichtum ihr das Reiten erst ermöglicht hat.

Aber wir wollen nicht nachtragend sein. Hartings Jubel war jedenfalls von einer ganz anderen Qualität als der der britischen Dressurreiter. Haben die vor Freude gewiehert? Haben sie sich den Frack zerrissen? Sind sie bei der Ehrenrunde über einen Oxer gesprungen so wie Harting über die Hürden? Noooooooooo!