Der Präsident des Kicker-Verbands wünscht sich Wettbewerbe im Einzel und Doppel. Im Hamburger Kixx trainieren die Bundesligamannschaften.

Hamburg. Die Olympischen Sommerspiele 2012 in London gehen am Sonntag zu Ende. Die Deutschen holten einige Medaillen, andere Träume zerplatzten. Mindestens eine Goldmedaille mehr könnte es sein. Und zwar im Tischfußball. Davon ist der Präsident des Deutschen Tischfußballbundes (DTFB), Klaus Gottesleben, überzeugt. Seit Jahren führe Deutschland die internationale Rangliste in der Nationenwertung an. „Keine Nation hat so viele Sportler in regelmäßigen Wettkämpfen“, sagt der 49-Jährige. Er ist sich sicher: „Selbstverständlich wird Tischfußball irgendwann mal olympisch, allerdings kann ich noch nicht genau sagen, wann.“

In Deutschland gibt es etwa 6.200 aktive Spieler in 337 Vereinen. Die Zahl der Hobbyspieler liege sogar im sechsstelligen Bereich, sagt Gottesleben. Doch Kickern, wie Tischfußball umgangssprachlich genannt wird, ist nicht olympisch. Kickern ist nicht einmal ein Sport, zumindest nicht hierzulande. In Luxemburg ist Tischfußball offiziell anerkannt und wird durch die Sportbehörden unterstützt. Die Kriterien jedoch sind in jedem Land unterschiedlich.

+++ Olympia-Splitter vom zwölften Tag +++

Für die Anerkennung als Sport muss die Disziplin in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgenommen werden. Dafür wiederum sind organisatorische und sportliche Faktoren erforderlich. Die Sportlichen, bei denen es um Eigenmotorik, Chancengleichheit und Fairplay gehe, erfülle das Kickern sehr leicht, erklärt Gottesleben.

Bei den vier organisatorischen Faktoren hakt es allerdings noch. Einer davon ist die vom Staat anerkannte Gemeinnützigkeit. Das hat der Drehstangen-Tischfußball, wie das Kickern offiziell genannt wird, Anfang dieses Jahres geschafft. Das nächste Kriterium sind 10.000 Mitglieder, was laut dem Präsidenten in den nächsten drei bis fünf Jahren erfüllt wird. Zusätzlich müssten acht Landesverbände in die regionalen Sportverbände aufgenommen werden. Im Saarland ist das bereits gelungen.

Jugendarbeit steckt noch in den Kinderschuhen

„In der Jugendarbeit haben wir noch eindeutige Defizite“, sagt Gottesleben. Jugendarbeit ist das vierte Kriterium für die Anerkennung als Sport. Deshalb gibt es seit 2011 die Deutsche Tischfußball Jugend (DTFJ). Jan Dreyling-Eschweiler aus Hamburg ist verantwortlich für die Jugend. Obwohl es regionale und nationale Vorarbeit gibt, befinde sich die Jugendarbeit noch in der Anfangsphase. „Wichtig ist vor allem die nationale Vernetzung und die lokale Förderung von Spielstätten und Betreuern“, sagt der 29-Jährige. Natürlich mache das Kickern selbst einen wichtigen Faktor aus, aber die pädagogische Aufgabe sei nie zu vernachlässigen. Eine Junioren-Bundesliga gibt es bereits seit 2011. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist das „Hamburgweite Jugendturnier“, welches einmal jährlich stattfindet und den Sport regional vernetzen möchte.

Diejenigen, die schon länger kickern, fühlen sich schnell im Kixx heimisch. Das Kixx im Herzen Hamburgs ist mit 16 Kickertischen die größte Kickerlocation weltweit. Dort trainieren auch die Bundesligamannschaften aus Hamburg. Rikko Tüitjer ist nicht nur der Inhaber des Kixx, sondern auch Vorsitzender der Deutschen Tischfußballliga (DTFL). „In der 1. und 2. Herrenbundesliga spielen mittlerweile 48 Mannschaften aus ganz Deutschland um den Titel“, sagt Tüitjer. Zusätzlich gibt es eine 1. und 2. Damenbundesliga, eine Junioren- und eine Seniorenbundesliga. Und Hamburg spielt ganz oben mit. Mitte August wird zum 35. Mal der deutsche Mannschaftsmeister bei den Herren ermittelt. 500 Spieler reisen dazu nach Bonn.

Auch international wird Tischfußball immer bekannter. So überträgt etwa der Sportsender Eurosport 2 große Turniere live. Zum World Cup im französischen Nantes im Januar verfolgten 7,1 Millionen Zuschauer die Spiele. Im Juli wurde zudem das jüngste Mitglied Uganda im internationalen Dachverband International Table Soccer Federation (ITSF) begrüßt. Damit steigt die Mitgliederzahl auf 63, das sind fast so viele Nationen wie im Eishockey (72).

Irgendwann soll das Ziel der Tischfußballer dann Olympia heißen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: „Wir haben einen großen Vorteil – Tischfußball wird weltweit gespielt, auch wenn das Material noch recht unterschiedlich ist“, sagt Gottesleben, der auch ITSF-Vizepräsident ist.

Konkrete Vorstellungen, wie eine Olympia-Teilnahme ablaufen könnte, gibt es schon. Wie zum World Cup würde aus Chancengleichheit auf den fünf offiziellen Tischen des ITSF gespielt werden. „Die Olympischen Spiele sollten immer ein Abbild vom regulären Sportbetrieb sein“, sagt Gottesleben. Daher würde es Einzel- und Doppeldisziplinen in den Kategorien Herren, Damen, Junioren und Senioren geben. Und natürlich den Nationencup. Denn da hat Deutschland wohl die größten Chancen. „Ich bin Optimist und sehr sicher, dass Deutschland eine Goldmedaille holen würde“, sagt Gottesleben. (dapd)