London. Als Chinas Hürdenstar Liu Xiang im Rollstuhl von der olympischen Bühne gefahren wurde, war es das Sinnbild eines erneuten Dramas und wohl das Ende einer großen sportlichen Karriere. "Er hat sich einen Achillessehnenriss im rechten Fuß zugezogen", erklärte Chinas Cheftrainer Feng Shunyong nach einer eingehenden Untersuchung im Krankenhaus. Entsetzen in den Gesichtern der chinesischen Medienvertreter. Ihr Held wird vielleicht nie wieder ein Rennen bestreiten können.

Liu, Olympiasieger von Athen 2004 und Weltmeister von Osaka 2007, galt auch in London als Mitfavorit auf die Goldmedaille über 110 Meter Hürden. Mit einer Saisonbestleistung von 12,97 Sekunden lag der 29-Jährige auf Platz zwei der Weltrangliste. Doch London brachte ihm kein Glück. In seinem Vorlauf trat der Ex-Weltrekordler in die erste Hürde und stürzte. "Es sah so aus, als ob Liu nicht über die erste Hürde springen konnte, weil er in diesem Moment die Verletzung erlitt", meinte Feng Shunyong.

Bereits vor vier Jahren im heimischen Peking sollte Chinas erster olympischer Goldmedaillengewinner der Leichtathletik triumphieren. Er quälte sich mit einer Reizung der Achillessehne bis in den olympischen Vorlauf, um dann dort kapitulieren zu müssen. Die Probleme blieben offenbar bestehen. Feng räumte ein, dass Liu in London Schmerzen plagten.

Nach dem Sturz an der ersten Hürde saß der Chinese noch eine ganze Weile lang auf der Bahn und hielt sich den verletzten Fuß. Dann rappelte er sich auf und hüpfte unter dem Beifall der 80 000 Zuschauer im Olympiastadion auf dem linken unverletzten Bein Richtung Ziel. An der letzten Hürde hielt Liu an und gab dem Hindernis einen Kuss - wohl zum Abschied -, ehe ihn Andrew Turner (Großbritannien) und der Spanier Jackson Quinonez helfend in die Arme nahmen. "Er wollte das Ziel erreichen. Ich bin sehr stolz auf diesen großartigen Sportler", sagte Feng.